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Ein simples Verbotsschild reicht nicht, um Kinder vom Tschick fernzuhalten. Doch an Programmen zur Prävention sind Lehrer und Schulärzte nach Erfahrung der Krebshilfe wenig interessiert.

Foto: AP

Wien - Auf Unterstützung "von allen möglichen Stellen" hat Doris Kiefhaber gehofft. "Allein auf weiter Flur" ist sie geblieben. Dabei hatte die österreichische Krebshilfe, deren Geschäftsführerin Kiefhaber ist, nur das versucht, was Politiker und Experten gerne raten: Prävention zu betreiben, um die Leute zu einem gesünderen Leben zu animieren.

Österreichs Kinder und Jugendliche haben dabei Nachholbedarf. Wie der Standard berichtete, frönt der heimische Nachwuchs laut Vergleichsdaten der OECD überdurchschnittlich intensiv dem Nikotin- und Alkoholgenuss, Übergewicht greift um sich. Die Zahl der jugendlichen Raucher etwa stieg auf 27 Prozent - ein Rekordwert in der westlichen Welt.

Als die EU deshalb eine "Smokefree Class Competition" inklusive Fördergeldern ausschrieb, klinkte sich die Krebshilfe dankbar ein. Obwohl sie hierzulande die Einzigen blieben, steckten die Aktivisten "viel Herzblut" und Geld in das Programm "Be smart - don't start". 40.000 Euro pro Jahr gab die Krebshilfe aus, um Schüler mit dem Thema Rauchen - und den fatalen Folgen - zu konfrontieren. Kernstück war ein Wettbewerb, bei dem jene Klassen gewannen, die Aufgaben lösten, vor allem aber dem blauen Dunst entsagten. Zur Belohnung winkten Preise: für die Kleinen etwa ein Besuch bei den Dreharbeiten von Tom Turbo, für die Größeren ein Tag im Prater oder ein Auftritt in Vera Russwurms Fernsehshow.

Erfolgreich, wenn auch nicht ausgereift

Das Konzept sei, auch wegen starrer Vorgaben aus Brüssel, sicher nicht voll ausgereift gewesen, erzählt man in der Krebshilfe, dennoch stellten sich Erfolge ein: In den teilnehmenden Klassen legten 80 Prozent der Raucher das Zigarettenpackerl (zumindest vorübergehend) wieder weg. Eine hoffnungsvolle Bilanz - wenn nicht nur vier Prozent der Schulklassen teilgenommen hätten. Während das Programm in anderen Staaten immer noch läuft und bis zu 80 Prozent der Klassen erreicht, musste die Krebshilfe vor ein paar Jahren aufgeben. Wegen der geringen Zahl an Anmeldungen hätte die EU keine Förderung mehr ausbezahlt.

"Einfach nur traurig" nennt Kiefhaber die allgemeine Ignoranz gegenüber Projekten wie diesem. Die zuständigen Minister hätten sich abgesehen von einem kleinen Zuschuss und einem warmen Händedruck für die Siegerklasse kaum engagiert - "wir hätten uns eine Weisung gewünscht". Die Schulärzte, erzählt die Krebshilfe-Chefin, wollten nur dann die Aktion pushen, wenn sie extra dafür bezahlt bekämen. Und auch die Lehrer hätten wenig Motivation gezeigt - weil sie eh schon genug zu tun hätten, immer mehr aufgebürdet bekämen und überhaupt.

Für Kiefhaber ist diese Erfahrung exemplarisch, sie vermisst entschlossene Kampagnen an den Schulen gegen das Rauchen: "Unser Traum ist eine Gesundheitsstunde im Lehrplan, die sich Ernährung, Alkohol und Nikotin flächendeckend widmet." (Gerald John, DER STANDARD, Printausgabe, 30./31.1.2010)