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Grafik/APA/Standard

Die Wirtschaftskrise beschert dem heimischen Arbeitsmarkt einen traurigen Negativrekord. Die Zahl der Jobsuchenden stieg im Jänner um 7,3 Prozent und war damit so hoch wie nie zuvor in der Zweiten Republik. 323.651 Menschen waren offiziell als arbeitslos gemeldet. Dazu kommen weitere 79.041 Personen, die einen AMS-Kurs besucht haben. In Summe waren 402.692 Menschen ohne Job. Den bisherigen Rekordwert gab es im Jänner 2006 mit 380.379 Arbeitsuchenden.

Die prozentuelle Arbeitslosigkeit war aber bereits einige Male noch höher als derzeit. Zur Erklärung: Die Quote ergibt sich aus dem Verhältnis von Arbeitslosen zu verfügbaren Arbeitskräften. Da es vor einigen Jahren noch weniger unselbstständig Beschäftigte gab, hat eine etwas niedrigere absolute Zahl an Arbeitslosen einen höheren Prozentsatz ergeben.

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Wien - Der frostige Jänner, der Temperaturen von bis zu minus 27 Grad brachte, hat auch am Arbeitsmarkt seine Spuren hinterlassen. Fast 71.000 Bauarbeiter waren Ende Jänner arbeitslos. Insgesamt befanden sich 402.692 Menschen auf Jobsuche. Das ist nicht nur der höchste Jännerwert, den das Arbeitsmarktservice (AMS) jemals gemessen hat, sondern auch der absolute Negativrekord in der Zweiten Republik.

Offiziell als arbeitslos gemeldet waren im Jänner 323.651 Menschen - um 22.122 oder 7,3 Prozent mehr als vor einem Jahr. Dazu kommen aber noch einmal 79.041 Jobsuchende, die gerade eine AMS-Schulung gemacht haben.

Starke Steigerungen bei AMS-Kursen haben sich schon die letzten Monate abgezeichnet. Im gesamten Jahr 2009 haben 216.981 Personen eine Schulung absolviert. Dabei geht es aber keineswegs nur um Bewerbungstrainings oder Kurse zum Verfassen von Lebensläufen. Auch wenn über 37.000 Personen im Vorjahr einen solchen Kurs absolviert haben, waren diese Zahlen in den Jahren 2003 oder 2004 wesentlich höher.

Der Großteil, nämlich 122.000 Personen, hat einen klassischen Aus- und Weiterbildungskurs besucht. Dazu kommen noch einmal 37.000 Berufsorientierungskurse, die vor allem von Jugendlichen besucht werden. In Summe wurden im Vorjahr 444 Mio. Euro für AMS-Schulungen ausgegeben. Rund die Hälfte der Absolventen findet laut AMS innerhalb von drei Monaten auch einen Job.

Weiter anhaltend ist auch der Trend zum Abbau von Kurzarbeit, der in der Folge zum Teil zu Kündigungen führt. Bei Böhler Edelstahl in Kapfenberg wurde die Kurzarbeit mit Ende Jänner eingestellt, Ende April sollen nun 120 Mitarbeiter abgebaut werden, gab das Unternehmen am Montag bekannt. Es gibt aber auch andere Beispiele:Der Autozulieferer Miba AG in Laakirchen beendet die Kurzarbeit von 400 Mitarbeitern ebenfalls. Dort erklärt man den Schritt aber mit verbesserter Auftragslage.

Büroberufe gefährdet

Die krisengebeutelte Autoindustrie zählt aber bei weitem nicht zu den einzigen Problembereichen. Den höchsten Anstieg an Arbeitslosen gab es im Jänner bei den Dienstleistungsberufen (plus 10,1 Prozent). Im AMS wird das darauf zurückgeführt, dass in den BereichenHandel, Reinigung oder Büroberufe niedrig qualifizierte Personen tätig sind, die von Arbeitslosigkeit besonders betroffen sind.

Wirklich Sicherheit bietet aber auch ein akademischer Abschluss nicht mehr. Die absolute Zahl von arbeitslosen Akademikern ist zwar noch vergleichsweise niedrig, prozentuell gab es aber mit 21 Prozent einen enormen Anstieg. Besonders stark (plus 9,9 Prozent) nahm die Arbeitslosigkeit auch bei Personen über 50 zu.

Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) hofft nun auf die wärmeren Monate. Da rund 94.000 Personen eine Wiedereinstellungszusage hätten, sei in wenigen Monaten wieder mit sinkenden Absolutzahlen an Arbeitslosen zu rechnen. DER STANDARD, Print-Ausgabe, 02.02.2010)