Foto: Werk
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Vom Fischen kennt man das. Man muss die richtigen Körndl ins Wasser schmeißen, lockt damit die Fische, und füttert sie an. Die Kunst des richtigen Anfüttern ist, die Fische hungrig zu machen, ihnen Gusto zu machen, sie aber keinesfalls zu sättigen. Denn sonst kann Fischers Fritze seinen Angelhaken stundenlang kneippen schicken, und nix wird sich tun. Das Prinzip des Anfütterns hat anscheinend auch Yamaha für sich entdeckt.

Von der Super Ténéré kennen wir bis heute nur die Version, die noch eingebunden ist wie eine Hollywood-Diva nach der Verwandlung des Hüftpolsters in ein Gesichts-Schlauchboot. Von der FZ8 wurde erst ein Bild des Frontscheinwerfers veröffentlicht. Danach war eine Zeit lang Ruhe. Vor wenigen Tagen veröffentlichte Yamaha ein Bild der Maske der Fazer8. Inzwischen wissen wir auch, wie die rechte Seite der FZ8 in blau aussieht.

Die Vorgabe von Yamaha Europe
"Die FZ8 und die Super Ténéré unterliegen einer strengen Embargo-Politik seitens Yamaha Motor Europe", heißt es dazu von Yamaha Österreich. "Es ist ein neuer Ansatz, alles im Internet zu präsentieren." Der Hintergrund dazu ist auch einfach erklärt: "Damit sich die Leute für einen Newsletter anmelden und die Spannung hochgehalten wird."

Wie hoch die Spannung bei den Kunden war, als sie die Maske der Fazer8 das erste Mal sahen, dürfte sogar für ein Kind zu dahüpfen sein. Schaut die Fazer-Maske der 8er doch fast aus wie die Fazer-Maske der 6er. Das erste Foto, auf dem der Scheinwerfer der nackten FZ8 zu sehen war, weckte kaum andere Reaktionen. Das Bild zeigte ein wenig neues Design, angelehnt an die Diversion. Die von der Europa-Zentrale diktierte Vorgehensweise der Veröffentlichung hält man in Wien aber nicht für das Non-plus-Ultra, vor allem aber deswegen, weil "alle anderen Hersteller ihre Neuheiten bereits präsentiert haben. Ob die Taktik Sinn ergibt sieht man erst beim Verkauf."

Mittig positioniert
Die Geheimhaltung und nur stückweise Veröffentlichung betrifft aber nicht nur die Kunden. Auch von Yamaha Austria hat die neue FZ8 noch niemand fahren dürfen. Mit dem ersten vollständigen Bild der FZ8 verrät Yamaha, wo sie die neue Naked sehen, nämlich in der Lücke, die zwischen Kawasaki Z 750 und Triumph Speed Triple besteht. "Der Motor ist von der FZ1 abgeleitet und soll viel Drehmoment von unten heraus liefern. Das komplette Fahrwerk, Rahmen und Schwinge stammen auch von der FZ1 und, die Komponenten sind hochwertig."

Das enorme Loch zwischen FZ6 und FZ1 zu füllen, könnte ein genialer Schachzug sein. Während die 600er immer mehr die Aura des Anfänger- und Wiedereinsteigerbikes umgibt, platziert sich eine 800er deutlich ferner des Hutfahrer-Images für Motorräder. Sie ist ein ausgewachsenes Nakedbike: Stärker und erwachsener als eine 600er - vermutlich leichter und damit wendiger als die 1000er wird sie breite Käuferschichten ansprechen. Vor allem auch deswegen, weil man immer sagen kann: Es ist die Kilo-Fazer, nur noch wendiger und fahrbarer. Und dass diese Argumente vermutlich gut ankommen werden, weiß auch Yamaha: "Das Interesse der Händler ist groß."

Yamaha fischt also nicht im Trüben, sondern tratzt uns nur ein wenig mit der Anfütter-Taktik. Und falls die Idee dahinter doch nicht aufgeht und Yamaha heuer mit der FZ8 baden geht statt fette Fische an Land zu ziehen, liegt das vielleicht daran, dass die 800er erst im Sommer nach Österreich kommt. Dann, wenn die meisten Gasslhatzer schon mit der neuchen Reiben unterwegs sind. Bleiben also nur wenige Geduldsame und jene, mit einer flott zahlenden Vollkasko, die ihr Motorradl schon geschrottet haben. Außer man sieht es anders und sagt, die FZ8 wird das erste 2011er-Modell sein, das man nicht nur 2010 schon bestellen, sondern auch fahren kann. (Guido Gluschitsch)