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"Es handelt sich um eine Wahl", ließ Medienstaatssekretär Josef Ostermayer verlauten. Seine SPÖ hatte wie 2001 und 2005 auf sechs rote Publikumsräte in der Faxwahl gesetzt - doch die ÖVP schaffte fünf. Warum die Überraschung? Mehrere Kandidaten in einer Kategorie teilten die roten Voten. Aussicht auf eine rote ORF-Mehrheit mobilisierte Bürgerliche zusätzlich zu ihren nun fitteren Organisationen - früher halfen schwarz-blaue Mehrheiten der SP. Dazu Promi-VP-Kandidaten. 

Wobei gleich hinter Gerhard Tötschinger mit 109.364 Stimmen und Kathrin Zettel mit 90.732 Lehrerin Eva Scholik landete - mit 76.282 Stimmen noch vor dem roten Promiarzt Siegfried Meryn.

Stoff für Koalitionsstreit

Die Zahl der Faxen liefert Stoff für Koalitionsstreit: Drei der direkt gewählten Räte entsendet der Publikumsrat in den entscheidenden Stiftungsrat des ORF. Weiter die Stimmenstärksten, hofft die ÖVP. Doch die SP kann sie erinnern, was VP-Publikumsrat Andreas Kratschmar 2006 sagte: "Hätte der Gesetzgeber gewollt, dass die mit den meisten Stimmen entsandt würden, wäre dies festgeschrieben worden." Er halte die Wahlmöglichkeit unter den sechs Kandidaten „für sehr wichtig". Das findet nun die SPÖ.

SP-Kanzler Werner Faymann sucht nun 17 weitere der 36 Publikumsräte aus. Ergibt eine rote Mehrheit für die Auswahl von Stiftungsräten. Also: Meryn und zwei Schwarze aus der Faxwahl im Rat, zwei weitere rote Publikumsräte, weiter ein Unabhängiger. In Summe wie bisher.

Match um TV-Werbung

Doch noch rangeln Rot und Schwarz um die neun Stiftungsräte der Regierung (bisher je vier plus ein bürgerlicher Unabhängiger), um den Vorsitz im Stiftungsrat, um die Besetzung der Medienbehörde. Bevor die ORF-Gremien nicht besetzt sind, dürfte die ÖVP dem neuen ORF-Gesetz kaum zustimmen. Sie lehnt regionale TV-Werbung bisher ab - mit den Verlegern, aber gegen eigene Landeshauptleute. Die SPÖ ist dafür. Ostermayer hofft beim Gesetz "auf konstruktive Zusammenarbeit im Sinne des Unternehmens". ORF-Insider denken schon laut über neue Regenbogenkoalitionen nach - mit Schwarz statt Rot, wie 2006 bei der Wahl von Alexander Wrabetz.

Vorerst kommt ein Bürgerlicher der SPÖ gelegen: Kandidat Gerhard Heilingbrunner, er definiert sich als Unabhängiger -  ficht die Wahl beim Verfassungsgericht an. Nur per Fax wählen ist ihm ebenso zuwenig wie nur als natürliche Person. (Harald Fidler, DER STANDARD; Printausgabe, 6./7.2.2010)