Sechs Flaktürme gibt es in Wien, der kleinere im Arenberg-park sieht auch innen noch wie nach dem Krieg aus.

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Der sogenannte Leitturm soll zum Datencenter werden, im großen Bruder daneben will das Mak ein Kunstzentrum errichten.

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Wien - Bevor sie mit der eigentlichen Forschungsarbeit beginnen konnte, musste Ute Bauer erst einmal jede Menge Schutt wegräumen. "Das war eine ziemlich staubige Angelegenheit" , sagt die Wissenschafterin, die sich mit dem Inneren des kleineren Flakturms im Arenbergpark (3. Bezirk) beschäftigt.

Der Turm ist der letzte seiner Art, der innen noch im Originalzustand ist. Im Erdgeschoß lagert das Stadtgartenamt ein paar Geräte, am Dach ist eine Mobilfunkantenne montiert - davon abgesehen haben die letzten 65 Jahre kaum Spuren am Kriegsrelikt hinterlassen. Im Gegensatz zum zweiten Flakturm im Arenbergpark, der zeitweise vom Bundesheer genutzt wurde und den Mak-Direktor Peter Noever zum Kulturzentrum ausbauen will, wurde der kleinere niemals ausgemalt. Deshalb sind auch die von Zwangsarbeitern an die Wand geschriebenen Botschaften noch erhalten.

In einer Studie werden diese von Bauer wissenschaftlich ausgewertet - ebenso wie die zahlreichen zurückgelassenen Dokumente. Im Herbst soll die vom Zukunftsfonds der Republik und der Kulturabteilung der Stadt Wien geförderte Arbeit fertig sein. Bis dahin liegen vielleicht auch die Pläne für eine Wiederbelebung des Innenraums des Betonmonsters vor. Die Stadt Wien verhandelt derzeit mit einer Firma, die den sogenannten Leitturm im Arenbergpark zu einem Datencenter ausbauen will. Im nächsten halben Jahr habe man sich möglicherweise geeinigt, so Hanno Csisinko, Sprecher von Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SP). Wie die Firma heißt, will Csisinko noch nicht sagen. Es handle sich aber nicht um jenes Unternehmen, das sich seit Jahren vergeblich um ein ähnliches Projekt im Augarten-Flakturm bemüht.

Runder Tisch gefordert

"Der Turm ist ein singulärer Überrest des NS-Zeit" , sagt Heidemarie Uhl von der Akademie der Wissenschaften. Durch einen Umbau seien die Spuren der russischen, französischen und italienischen Kriegsgefangenen, die das 39 Meter hohe Bauwerk in Zwangsarbeit errichtet haben, für immer verloren. Auch die Wiener Grünen sind gegen eine Vermietung - sie fordern einen runden Tisch aus Denkmalamt, Stadt und Wissenschaftern. Den künftigen Mieter dazu zu verpflichten, die Schriften zu erhalten, sei zu wenig, sagt Sabine Gretner. "Diese Stätte der Aufklärung muss für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden." (Martina Stemmer, DER STANDARD, Printausgabe 9.2.2010)