Böhmdorfer hatte sich in einem Schreiben an Höpfel beklagt, "ich höre, dass sie in den Vorlesungen manchmal als unsachlich und unnötig empfundene herabsetzende Äusserungen über die FPÖ und vor allem über meine Person machen und dabei auch die Justizpolitik in dieser Art und Weise kritisiert wird". Er freue sich über jede Anteilnahme an der Justizpolitik, über Anregungen, Verbesserungen und sachliche Kritik. So seien die Äußerungen Höpfels wohl auch gemeint, "auch wenn sie von den Hörern offenkundig oft anders empfunden werden". Jedenfalls, so der Minister, sei er "ausdrücklich bereit", sich in- oder außerhalb von Vorlesungen einer Diskussion zu stellen.
Höpfel wies im "Morgenjournal" darauf hin, dass er den Justizminister nicht persönlich kritisiere, sondern dessen Vorhaben, vor allem das Vorhaben der Beseitigung des Jugendgerichtshofes. Dass nun der Justizminister für eine Entgegnung gleich eine Vorlesung benutzen will, kann den Professor nicht erschüttern. Er empfinde das nicht als Druck, sondern als Interesse. "Man kann das vielleicht als etwas komisch ansehen, aber ich gehe gerne darauf ein. Ich will ihm einen fairen Umgang bieten."
Schwere Kritik am "autoritären" Stil des Justizministers übt die Grüne Justizsprecherin Terzija Stoisits am Tag der ersten Justizausschusssitzung. Sie habe sich ja bereits an den "merkwürdigen Stil" des Justizministers, der mit der Tradition der Konsenssuche in der Justiz gebrochen habe, gewöhnt, so Stoisits. Jetzt wäre aber ihre Hoffnung, dass eine gestärkte ÖVP den Justizminister einlenke, enttäuscht worden: Böhmdorfer übe weiter ungehindert Druck aus, erklärte die Grüne Justizsprecherin.
Anstatt sich mit den dramatisch steigenden Häftlingszahlen auseinander zu setzen, würde in der Justizausschusssitzung heute Nachmittag das Ende des "Erfolgsprojektes Jugendgerichtshof Wien" besiegelt. Anstelle dringend nötige Maßnahmen zu realisieren, um die Häftlingszahlen zu senken, zeige Böhmdorfer seine Vorliebe für "Pseudoauseinandersetzungen", so Stoisits.(APA)