Wien - Die Kamerafahrt, die Sven Regeners Text im Lied Am Ende denk ich immer nur an dich auslöst, sie funktioniert nicht nur im Kopf, sondern auch im großen Saal des Wiener Gasometers. Dort stand am Dienstagabend die aktuelle Livemannschaft der Berliner Band Element Of Crime, um ein weiteres Heimspiel in der Fremde zu bestreiten. Ein Spiel, bei dem alle sich am Ende wie Gewinner fühlten. Das Ende der Tour beziehungsweise die Wochen davor waren der Band nicht wirklich negativ anzumerken, lediglich bei ein, zwei Liedern stand man etwas zu sehr auf der Bremse. Dem Ruf des Bettes durfte hier aber noch nicht gefolgt werden, zuerst musste der Rock-'n'-Roll-Durst gelöscht werden.

Die in den 1980er-Jahren gegründete Formation mit dem auch als Bestsellerautor (Herr Lehmann etc.) bekanntgewordenen Sänger, Texter, Gitarristen und Trompetisten Regener spielte sich großzügig durch den Werkkatalog mit Schwerpunkt auf das neue Album, logisch. Dieses dominiert ein gepflegt rumpelnder Country-Rock, der in Songs wie Immer da wo du bist bin ich nie auch richtig bissig werden kann und in Stücken wie In mondlosen Nächten zum behutsamen Umschmeichler eines Gefühlszustandes. Veredelt wurde dies live von einem angemieteten Geiger, der eloquent die Grenzen zwischen Schmalz und Schmelz auslotete.

Stellenweise klang Regener wie ein Gilbert Bécaud mit Brandgefühl. Das kommt von Freizeitvergnügungen wie "Jammern und picheln im Gartencafé", einer Disziplin, die ja auch hierzulande bis zur Meisterschaft gepflegt wird. Gut zwei Dutzend Herzenswärmer reichte die Band, Regeners beidhändige Romantik-Deklamation kennt man jetzt aber auch schon länger, da könnte der Romantiker langsam einmal umblättern.

Höhepunkte waren vielleicht das erwähnte Immer da wo du bist bin ich nie, Jetzt musst du springen vom wunderbaren Album Psycho oder auch Delmenhorst, in dem Gitarrist Jakob Ilja mittels Slide-Spiel die kratzige Stimme Regeners weich abfing. Das Publikum liebte die Band dafür adäquat zurück - ein großfamiliäres Ereignis, das in vollem Umfang auf iTunes als Download zu haben ist. (flu / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11.2.2010)