Bild nicht mehr verfügbar.

Nicht jeder Hügel im Wienerwald ist ein Ameisenhaufen.

Grafik: DER STANDARD

Der Kohlreitberg, der sich von Eichgraben nach Westen bis zum Laabenbachtal erstreckt, weist eine sehr lange Besiedlungsgeschichte auf. Dort errichteten schon in prähistorischer und frührömischer Zeit Menschen ihre Heimstätten. Von den Gebäuden ist natürlich nichts mehr vorhanden, einige Gräber aber gibt es noch.

Nahe dem Gehöft Haagen sind noch elf Tumuli zu erkennen, die auf das erste nachchristliche Jahrhundert zurückgehen. Sie wurden 1932 durch Oberst Caspart vom damaligen Bodendenkmalamt wissenschaftlich untersucht. In drei der elf Hügelgräber fand man auch eine Grabkammer. Wahrscheinlich wurden die Tumuli in wesentlich früheren Zeiten bereits geplündert. Es ist bezeichnend, dass sich in unmittelbarer Nähe der kleinen Nekropole ein rotes Kreuz befindet, das - wie an vielen anderen Plätzen des Wienerwaldes - auf eine Totenstätte hinweist. Die zugehörige Siedlung wurde bisher nicht entdeckt.

Ein Gräberfeld gab es auch in dem an der Route liegenden Götzwiesen. Bei archäologischen Grabungen Anfang des 20. Jahrhunderts fand man dort einen steinernen Grabaufsatz mit zwei Löwen sowie eine Inschrift einer Martia, der Tochter eines Kelten namens Tetus. Die Funde kamen ins Neulengbacher Heimatmuseum, wo sie aber im Zusammenhang mit den letzten Kriegstagen des Jahres 1945 in Verlust gerieten. Das Gräberfeld ist eingeebnet und heute nicht mehr zu finden.

Was zog die Menschen einst auf diesen Berg? Sicherlich nicht die herrliche Aussicht zum Schöpfl und zum westlichen Wienerwald, die heute den Wanderer erfreut. Schon eher die sichere Höhe, weitab von den Hochwässern der Bäche in den Niederungen, vor allem aber die sonnige Lage.

Eine Überschreitung des Kohlreitberges von Eichgraben nach Neulengbach ist eine ansprechende, fast romantische Tour. Leider ist die Aussichtswarte auf dem Gipfel längst verschwunden, sodass der höchste Punkt von Wanderern nur selten aufgesucht wird.
Im Bereich Götzwiesen stimmen die Karten nicht mehr, der Weg ist um den Goritzhof neu trassiert und markiert, damit die Wanderer dem umgebauten einstigen Hof nicht zu nahe kommen.

Die Distanz zwischen Ausgangs- und Endpunkt lässt sich gut mit der Westbahn überbrücken, in den Stationen Neulengbach-Stadt und Eichgraben-Altlengbach hält auch der "Rex", der im Stundentakt verkehrt.

Die Route: Von der Westseite der Station Eichgraben-Altlengbach folgt man der blauen Markierung, auf der Burwegstraße geht es nach Götzwiesen, das man nach einer Stunde erreicht. Über freies Gelände führt der Weg nach Hart, dort hält man sich rechts, bei der nächsten Kreuzung links und gelangt zum Gräberfeld beim Haagen. Ab Götzwiesen eine Stunde. Blau geht es weiter, bald wechselt man auf die rote Markierung, die über die Dreiföhrenkapelle nach Neulengbach leitet. Ab Haagen beträgt die Gehzeit eine Stunde. (Bernd Orfer/DER STANDARD/Printausgabe/13./14.2.2010)