Die Wiener werden vermutlich am Wochenende doch rund um die Uhr die U-Bahn nützen können. Nachdem nun auch die bisher eingelangten Briefstimmen ausgezählt wurden, liegt bei der Volksbefragung eine knappe Mehrheit (55 Prozent "Ja"-Stimmen) für den Nachtbetrieb vor. Bei der ersten Auswertung hatte noch die Ablehnung überwogen. Keine Änderungen gab es bei den anderen Fragen: Es wird beim "Ja" zu Hausmeistern, Hunde-Führschein und Ganztagsschule sowie beim "Nein" für eine City-Maut bleiben.

Präsentierte wurden die Resultate - laut Rathaus ein "vorläufiges Zwischenergebnis" - am Dienstag in der Bürgermeister-Pressekonferenz. Ausgezählt wurden bisher insgesamt 276.834 Stimmen. Es sind dies die von Donnerstag bis Samstag persönlich abgegeben Fragebögen und die bisher eingelangten Brief-Stimmkarten.


26,04 Prozent Wahlbeteiligung

Insgesamt waren bis zum heutigen Tag rund 310.000 bis 320.000 Fragebögen eingelangt, was eine Wahlbeteiligung von 26,04 Prozent bedeutet. Häupl betonte, die Ergebnisse "so rasch wie möglich" umsetzen zu wollen. Der Hundeführschein soll noch vor dem Sommer kommen, die anderen Maßnahmen würden Schritt für Schritt erfolgen. Ebenfalls bis zum Sommer sei die Umsetzung der Nacht-U-Bahn möglich, hieß es seitens der Wiener Linien. Hier sei ein 15- oder 30-Minuten-Takt denkbar, wobei die Verkehrsbetriebe vor Beginn der Detailplanungen noch das Endergebnis abwarten wollen.

Länger wird es hingegen bei der Ganztagsschule dauern. Hier will die Stadt jedenfalls bis spätestens 2017 eine Ganztagsschule pro Bezirk installieren. In Sachen "Hausbesorger Neu" erwartet sich Häupl die Unterstützung seiner "politischen Freunde" in der Bundesregierung.

Reaktionen der Opposition

Die Rathausopposition reagierte unterschiedlich auf die Resultate. Neben der ÖVP, welche die Ja-Mehrheit in Sachen U-Bahn auf eigene Kampagnen zurückführte, zeigten sich auch FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und die grüne Klubobfrau Maria Vassilakou zufrieden mit der so gut wie fixen Einführung des Nachtbetriebs. Kritik an der Volksbefragung generell hagelte es aber einmal mehr wegen "suggestiver Fragestellungen" und der hohen, mit sieben Mio. Euro bezifferten Kosten.

Keine Citymaut in Wien

Infolge der Ablehnung einer City-Maut für Wien zeigte sich neben den Autofahrerclubs ÖAMTC und ARBÖ auch die Wirtschaftskammer erfreut. WKW-Präsidentin Brigitte Jank sprach von einem "Sieg der Vernunft" und sah das Bedrohungspotenzial für die Wirtschaft gebannt. Der Verkehrsclub VCÖ wiederum versicherte, dass eine Stadtgebühr weiter Thema bleiben werde.

Noch bevor das endgültige Ergebnis nach Einlangen aller Briefwahlstimmen von der Wahlbehörde am 24. Februar offiziell beschlossen wird, zeichneten sich bereits teils große Unterschiede zwischen den Bezirken ab. So wurde die 24-Stunden-U-Bahn etwa in Döbling und Hernals mehrheitlich abgelehnt. Die City-Maut goutierte hingegen zwar kein einziger Bezirk, die Ablehnungsfront zeigte sich jedoch unterschiedlich stark: So lag die Innere Stadt mit einer Zustimmung von 38,47 Prozent deutlich über dem Schnitt, während in der vom Zentrum weit entfernten Donaustadt nur 17,89 Prozent für diese Idee votierten. (APA)