Viele Studentinnen, wenige Professorinnen, keine Rektorin. So stellt sich die Situation an Österreichs Universitäten dar. Weil bei der Habilitation der Frauenanteil drastisch sinkt, versuchen mehrere Initiativen, den Sprung der Wissenschafterinnen zur Professur zu fördern. Eines davon ist das Programm excellentia des Wissenschaftsministeriums. Es verspricht Universitäten 30.000 Euro, wenn eine Frau zur Professorin berufen und damit der Frauenanteil in dieser Berufsgruppe erhöht wird.

Seit dem Jahr 2005 steht dafür jährlich eine Million Euro zur Verfügung. Bisher haben 20 Universitäten dieses Angebot genutzt - alle außer der veterinärmedizinischen Uni und der medizinischen Uni Innsbruck. Durch 79 neue Professorinnen in diesem Zeitraum stieg der Frauenanteil von 13 auf 16 Prozent. EU-weit liegt er bei circa 20 Prozent. Damit ist man zwar auf dem richtigen Weg, hat aber die selbstgesteckten Ziele noch nicht erreicht. Diese sahen für 2010 einen Frauenanteil an den Professuren von 26 Prozent vor, eine Vorgabe, die man heuer nicht mehr erreichen wird.

Nächste Bewerbungsrunde 

Dabei steht für Mitte des Jahres die nächste Bewerbungsrunde auf dem Programm an: Universitäten können sich dann Geld für Professuren holen, die in den Jahren 2008 und 2009 an Frauen vergeben wurden. Mit der neuen Ausschreibung kommt ein zusätzlicher Anreiz hinzu: Universitäten mit einem Professorinnenanteil von weniger als zehn Prozent sollen diesen verdoppeln, Unis, die schon über diesem Wert liegen, sollen 65 Prozent erreichen. Wird das geschafft, winken 70.000 Euro.

Solche finanziellen Anreize können etwas bewirken, seien aber nicht alles, sagt Edith Gößnitzer, Professorin an der Uni Graz und Vertreterin der Arge Universitätsfrauen, des Netzwerks der Arbeitskreise für Gleichbehandlungsfragen aller Universitäten. Derzeit wird das excellentia-Programm evaluiert. Stellt man fest, dass es weibliche Professuren nicht ausreichend fördert, wird man beurteilen müssen, ob solche Programme das richtige Mittel zur Frauenförderung sind, heißt es aus dem Wissenschaftsministerium, das auch Begleitmaßnahmen in Angriff genommen hat, um etwa das Ziel eines höheren Frauenanteils in den Leistungsvereinbarungen festzuhalten und die Qualität der Berufungsverfahren zu verbessern.

Frauenförderung müsse bewusst geschehen, meint Gößnitzer. So könne sich etwa das Rektorat bemühen, eine Dissertantin, die für ihre Arbeit ausgezeichnet wird, an der Uni zu halten und in ihrer Karriere zu unterstützen. Derart gezielte Maßnahmen würden aber nur vereinzelt erfolgen.

Dass Frauen den Schritt zur Professur selten schaffen, hat mehrere Gründe. Zum einen liege es an den männlich dominierten Netzwerken an den Unis. Und in manchen Bereichen gäbe es zu wenige Frauen, die bestimmte Positionen übernehmen können.

Es fehlt vor allem an weiblichem Nachwuchs. Dieser könnte gezielt gefördert werden. Zwei Programme des Wissenschaftsfonds FWF widmen sich diesem Ziel: Mit dem Hertha-Firnberg-Programm werden Frauen unterstützt, die nach der Dissertation an der Uni forschen oder nach der Geburt eines Kindes wieder in die wissenschaftliche Karriere einsteigen möchten.

Das Elise-Richter-Programm fördert unter anderem Habilitationen. "Doch mitunter sind sogar derartige Stipendien zu wenig", meint Gößnitzer. So bekämen Frauen an der Uni vor allem Stipendienstellen, also befristete Arbeitsplätze, während die unbefristeten Anstellungen immer noch eher die Männer erhalten. (Mark Hamme/DER STANDARD, Printausgabe 17.02.2010)