Noch vor dem Schachteln von Inszenierungsebenen: Catherine Keener und Philip Seymour Hoffman in "Synecdoche, New York"

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Wien - US-Drehbuchautor Charlie Kaufman profilierte sich bereits mit seiner ersten Kinofilmvorlage als Bewohner eines sehr eigenwilligen Erzähluniversums: "Being John Malkovich" führte 1999 hinter einem Schrank im siebeneinhalbten Stockwerk eines Bürogebäudes direkt ins Bewusstsein des nämlichen US-Schauspielers. Ähnlich verschlungene Zusammenhänge zwischen Figuren und Geschichten prägten auch "Human Nature", "Adaptation" und "Eternal Sunshine of The Spotless Mind".

Für die filmische Umsetzung waren abwechselnd Spike Jonze und Michel Gondry zuständig. Bei "Synecdoche, New York", der in den USA im Herbst 2008 uraufgeführt wurde und den das Top-Kino nun in Wien startet, hat Kaufman erstmals auch Regie geführt.

Der Theaterregisseur Caden Cotard (Philip Seymour Hoffman) aus Schenectady, New York, beginnt darin nach einem privaten Tiefschlag mit der Umsetzung eines gigantischen Inszenierungsprojektes. Es geht um nichts weniger als um die künstlerische Auseinandersetzung mit der Erfahrung von der Endlichkeit allen Lebens. In Cadens titellosem Projekt läuft dies auf die tendenziell unendliche, dramatische Reproduktion der Wirklichkeit hinaus:

Irgendwann stehen in der riesigen Lagerhalle nicht nur der echte Caden, sondern auch dessen Bühnendouble plus einer weiteren Akteurin, die sich als bessere Besetzung des Masterminds andient. Oder Cadens Schatten Sammy (Tom Noonan) bändelt mit Cadens treuester Gefährtin Hazel (Samatha Morton) an, woraufhin Caden sich deren Double (Emily Watson) zuwendet. Und so fort.

Dynamische Erlebniswelt

Die Handlung erstreckt sich über Jahrzehnte. Der Reiz des Films, der als Indie-Beziehungsdrama mit der famosen Catherine Keener als Cadens entfremdeter Malerinnengattin beginnt, liegt darin, dass man als Publikum bald eingeladen ist, sich wie ein Besucher von Cadens installativem Theaterevent durch die überbordende Erzählung zu bewegen.

Dabei stößt man auf abstruse, alberne, aber auch auf ergreifende und ergreifend schöne Szenerien. Eine Filmerlebniswelt mindestens zum Zweimal-Sehen. (Isabella Reicher / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.2.2010)