Infografik: Wärmeverluste eines Hauses

Grafik: Baumit

Dasselbe Objekte vor der Anbringung des neuen Vollwärmeschutzes ...

Foto: Baumit

... und danach. (Fotos: Baumit)

Foto: Baumit

Die Gebäude aus der Nachkriegszeit bis etwa 1990 sind energetisch desolat, ihr Heizwärmebedarf ist nach heutigen Maßstäben ausufernd. Im Zusammenhang mit dem Klimawandel bzw. dem Schutz des Weltklimas ist deshalb seit mehreren Jahren die thermische Sanierung von Bestandsbauten das Gebot der Stunde (aber natürlich nicht die einzige notwendige und zielführende Maßnahme). Mit einer Dämmung der Außenwände und der obersten Geschoßdecke lässt sich dabei die meiste Heizenergie einsparen (siehe Grafik).

Dämmsysteme an sich sind aber freilich keine neue Erfindung. Schon im Jahr 1957 wurde in Berlin erstmals ein so genanntes Wärmedämmverbundsystem - auch Vollwärmeschutz genannt - eingesetzt. Ein solches dämmt die Gebäudehülle an der Außenseite, es wird also auf die Fassade montiert und wirkt wie eine zweite Haut.

"Nicht mehr zeitgemäß"

Die Firma BASF hatte damals unter dem später weithin bekannten Markennamen "Styropor" einen Polystyrol-Hartschaum auf den Markt gebracht. Dieser war zwar zunächst bloß dazu gedacht, die Mauer vor dem Verputzen zu begradigen. "Später ist die Styroporschicht dann aber immer dicker geworden, von einem auf drei Zentimeter, dann auf fünf", erzählt Baumit-Geschäftsführer Robert Schmid. Damals erschien das noch als ausreichend, und so wurden in den 1970er- bis 1990er-Jahren in Österreich rund 50 Millionen m² Fassadenfläche mit drei bis fünf Zentimetern gedämmt. "Heute ist das aber nicht mehr zeitgemäß", so Schmid.

Heutzutage ist eine wesentlich dickere Dämmschicht angesagt - und auch vorgeschrieben: Um die Vorgaben der nö. Bauordnung (U-Wert von max. 0,40) zu erreichen, ist beispielsweise bei einer 25-cm-Hochlochziegelwand eine Dämmstärke von mindestens 8 Zentimetern nötig, wie die Umweltberatung in einer Gegenüberstellung verschiedener Baustandards berechnete. Für Niedrigenergie-Standard wären diesfalls mindestens 15 cm, für Passivhaus-Standard mindestens 25 cm nötig. Üblicherweise ist das Wärmedämmverbundsystem beim Wandaufbau für 85-95 Prozent des gesamten Wärmeschutzes verantwortlich, den Rest steuert die Wand bei.

Besseres Raumklima auch im Sommer

Und grundsätzlich gilt: Je mehr gedämmt wird, desto besser ist der Wärmeschutz im Winter, und auch im Sommer wirkt sich eine bessere Dämmung gemeinsam mit speicherfähigen Materialien umso günstiger auf das Raumklima im Inneren des Gebäudes aus. Wenn der Temperaturunterschied zwischen Wandoberflächen und Raumluft nämlich mehr als drei Grad Celsius beträgt, ergibt sich eine "Strahlungsasymmetrie" mit Zugluft, die der menschliche Körper als unangenehm empfindet. Je wärmer die Innenseite der Außenwände, umso weniger Raumluftwärme ist erforderlich, damit sich die Bewohner in ihrem Haus wohl fühlen.

Baumit hat mit "Duplex" kürzlich ein System auf den Markt gebracht, das die vorhandene Dämmung schlicht "aufdoppelt". Und zwar mithilfe eines speziellen "Klebeankers", der im bestehenden Wärmedämmverbundsystem bzw. im dahinter liegenden Mauerwerk verankert wird. Der Klebeanker wurde als "Innovation 2010" von Schmid und Wopfinger-Geschäftsführer Georg Bursik auf der "Bauen & Energie"-Messe in Wien vorgestellt.

Mit diesen Ankern - sechs Stück pro Quadratmeter - kann die neue zusätzliche Dämmschicht wärmebrückenfrei angebracht werden. Aus Kostengründen wird als Dämmstoff auch heute noch meist expandierter Polystyrol-Hartschaum (EPS) verwendet, erhältlich (und ebenso gut geeignet) sind aber auch Dämmplatten aus Mineralfasern, Mineralschaum sowie solche aus nachwachsenden Rohstoffen wie Kork, Hanffaser oder Holzweichfaser.

Hohe Durchlässigkeit

Bauphysikalisch betrachtet ist ein Wärmedämmverbundsystem mit niedrigem Diffusionswiderstand (und damit hoher Wasserdampfdurchlässigkeit) von Vorteil, damit Feuchtigkeit nach außen entweichen kann. Gängige Dämmstoffe und Putze folgen diesem Prinzip meist, nur bei organisch gebundenem Oberputz (Kunstharz) raten die Experten von der "Umweltberatung" zur Vorsicht.

Wer sich dazu entschließt, einen Vollwärmeschutz an sein Gebäude anzubringen, muss mit Kosten von etwa 60 Euro (bei Verwendung von Polystyrol) bis 140 Euro (Kork) rechnen, jeweils pro Quadratmeter und inkl. Montage. Letztere erscheint zwar auf den ersten Blick oft sehr einfach, Experten raten aber dennoch zum Profi-Monteur, der die nötige Erfahrung beim Anbringen der Dämmung an kritischen Stellen, wie etwa den Eckbereichen von Fenster- und Türöffnungen, mitbringt und außerdem für die richtliniengerechte Ausführung haftet.

Je nach Ausführung, Dämmdicken und Finanzierung liegt die Amortisationszeit eines Wärmedämmverbundsystems zwischen 7 und 14 Jahren, Dämmen ist damit eine der besten Investitionen in die Zukunft. Im Rahmen der thermischen Sanierungsförderung wurde und wird die Anbringung eines Vollwärmeschutzes von den Bundesländern finanziell unterstützt. (map, derStandard.at, 21.2.2010)