Wien - Amtlich verkünden wird es natürlich Parteichef Josef Pröll höchstselbst, und zwar heute, Donnerstagnachmittag. Aber schon am Mittwoch sickerte durch, dass der Parteivorstand der ÖVP einen Verzicht auf eine eigene Kandidatur bei der Bundespräsidentschaftswahl am 25. April beschließen wird.

SPÖ-Amtsinhaber Heinz Fischer ist damit eine zweite Amtszeit in der Hofburg gesichert. Denn der sich abzeichnende FPÖ-Kandidat, der vermutlich eine Kandidatin sein wird, nämlich die niederösterreichische FP-Chefin Barbara Rosenkranz, wird Fischers Zieleinlauf als Erster nicht gefährden - und die antrittswilligen Kandidaten ohne Parteiapparat hinter sich, darunter der ehemalige grüne Gemeinderat in Wolfsberg, Ulrich Habsburg-Lothringen, schon gar nicht.

Grüne und BZÖ halten sich noch bedeckt. Die Entscheidung gegen einen eigenen Gegenkandidaten zum populären Titelverteidiger könnte ein Argument erleichtern, das auch die ÖVP mitbedacht haben dürfte: Eine Kandidatur kostet viel Geld, es gibt keine Wahlkampfkostenrückerstattung, und die Siegeschance ist realistisch betrachtet gleich null. Warum also nicht gleich bleiben lassen?

Eben, meint Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl, selbst im ÖVP-Vorstand und "von Anfang an" gegen eine eigene ÖVP-Kandidatur: "Zuerst war ich eine Einzelmeinung, dann wurde es eine Minderheitsmeinung und jetzt die Mehrheitsmeinung" , sagte Leitl zum Standard. Fischer habe "seine Sache sehr ordentlich gemacht, und nur wegen eines Achtungserfolgs anzutreten ist - auch wegen der Kosten - nicht sehr ratsam, das bringt nichts" .

Superpräsidentin in spe

Es gab ÖVP-intern aber auch Befürworter einer eigenen Kandidatur. "Wenn ich Bundesparteiobmann wäre, würde ich in diese Richtung gehen" , sagte einer, dessen Neffe ebendieser Bundesparteiobmann ist: Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll nannte es einen "strategisch schweren Fehler" , sollte die ÖVP auf einen eigenen Kandidaten verzichten. Er galt selbst als aussichtsreicher Anwärter (gepusht etwa vom steirischen VP-Chef Hermann Schützenhöfer), wollte sich dann doch lieber ganz seinem Land widmen.

Auch die VP Salzburg war für eine eigene Kandidatur, eine "staatstragende Partei" sollte prinzipiell antreten.

Immerhin, eine schwarze Hoffnung für die Zukunft ist bereit: Reez Wollner, Josef Prölls "Superpraktikantin", sagte bei ihrem Gastspiel in der ÖVP, sie wäre in 20 Jahren gerne "die erste Bundespräsidentin Österreichs". (Lisa Nimmervoll, DER STANDARD, Printausgabe, 25.2.2010)