Wenn im Salon für Kunstbuch keine weiteren Bücher mehr Platz finden, ist das Projekt beendet und die Skulptur vollendet.

Foto: Bernhard Cella

"Ich will Sensibilität für das Medium Kunstbuch wecken", denn die gebe es in Österreich, etwa im Vergleich zur Schweiz nicht. Zu diesem Zweck hat Bernhard Cella im Jänner 2007 den Salon für Kunstbuch in der Mondscheingasse eröffnet: Mit 60 Büchern aus dem Programm von Revolver-Books fing es an; heute stehen - Cella rechnet kurz nach - 2362 verschiedene Exemplare im rund 55 Quadratmeter großen Raum.

"Publikationen spielen eine große Rolle in der Kunst", seien insbesondere für die Wahrnehmung von Künstlern immens wichtig, sagt der 40-jährige Cella, der selbst bildender Künstler ist (ab 5. 3. in "Lebt und arbeitet in Wien", Kunsthalle), über das Medium Kunstbuch: "Ein neues, altes Medium", das heute, im Zeitalter des Internets, vom Zwang befreit sei, Informationen zu transportieren. Auch die niedrigen Produktionskosten und unkompliziertes "Print on demand" führten zu neuen, innovativen Umgangsweisen.

Eine Buchhandlung ist der Salon aber nicht, sondern nur das 1:1-Modell einer solchen, auch in Dimensionen von Produktion und Vermarktung. Kurz: ein Labor. "Das führt oft zu totaler Irritation, wenn ich den Leuten sage, dass sie genau dieses Buch nicht kaufen können." Denn von manchen Exemplaren hat er nur eines: Zielsicher fischt er einen vergriffenen Katalog von Felix González-Torres aus dem Regal.

Der Salon sei aber auch Skulptur. Deswegen folgt der Raum genauen ästhetischen und formalen Regeln, etwa dass die Präsentationsflächen alle aus billigen Sparlatten gezimmert sind, oder die einem Farbsystem folgende Ordnung. Regelmäßig finden Ausstellungen zu Themen oder geografischen Räumen statt. Sehr ungezwungen und unakademisch, denn hier "soll nicht erklärt werden, was das Wesentliche sei". Der Salon sei auch ein Angebot. "Ich baue eine Bühne, und die Leute können kommen." (Anne Katrin Feßler / DER STANDARD, Printausgabe, 26.2.2010)