Karl Mediz: "Gebirgswasserfall".

Foto: im Kinsky
Foto: im Kinsky

Sie galten als weise, hilfsbereit aber menschenscheu. Nur in der Nacht, wenn der Mond hell am Sternenzelt stand, dann, so der Volksglaube, sollte man den saligen Frauen besser nicht begegnen. Sonst, so eine Sage, würden Männer zu Liebesgefangenen, geküsst und liebkost, bis man seelenlos am Boden lag. Als Motiv begegnet man diesen Geschöpfen im Œuvre Karl Mediz' (1868-1945) immer wieder, etwa auch in dem 1914 geschaffenen Großformat Der Steinbock und die Saligen. 1991 wechselte es im Dorotheum für 32.930 Euro den Besitzer, ein Wert, der bis heute nicht übertroffen werden konnte. Der Grund ist relativ simpel und ein Paradebeispiel für das Schicksal verspätet aufgearbeiteter Nachlässe von Künstlern.

Mediz' Karriere - er hatte in Wien, München und an der Académie Julian in Paris studiert - kam Anfangs nur zögerlich in Gang. Erst mit der Übersiedlung nach Dresden wurde ihm vor allem als Porträtist Wertschätzung zuteil. Der Durchbruch folgte, auch für die Arbeiten seiner Ehefrau Emilie Mediz-Pelikan. 1902 wurden beide zu einer Kollektivausstellung des Hagenbunds eingeladen, und die Österreichische Galerie erwarb zwei Hauptwerke Karl Mediz', Die Eismänner und Einsamkeit.

Nach dem Tod seiner Frau 1908 malte er nur noch sporadisch Ölbilder und wandte sich hauptsächlich der Grafik zu. 1945 starb er in Dresden. Bis Mitte der 1980er-Jahre schlummerte dort fern der Öffentlichkeit der Nachlass der beiden Künstler, der schließlich nach Wien kam. 1986 widmete ihnen die Hochschule für Angewandte Kunst eine große Ausstellung mit begleitender Publikation. Fortan wechselten die Bilder des Symbolisten hauptsächlich über den Kunsthandel zu Werten von bis zu 120.000 Euro in Privatbesitz. Im Angebot von Auktionshäusern stößt man nur selten auf Arbeiten Karl Mediz: Für 2007 weist die Kunstpreisdatenbank "Artprice" sechs Einträge auf, 2008 zwei und 2009 drei. Eine Umstand, der das Wachstum auf dem Markt ebenso wenig forcierte wie die Preisentwicklung. Die nächste Chance bietet "im Kinsky" , wo am 2. März ein Gebirgswasserfall von 1907 versteigert wird und zwischen 15.000 und 25.000 Euro bringen soll. (Olga Kronsteiner, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 27./28.02.2010)