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Nix geht mehr ohne Krone: Das zumindest glauben Österreichs Politiker.

Foto: AP/SVEN KAESTNER

Wien - Mit diebischer Freude hielt Heinz-Christian Strache mit seinem Bundespräsidentschaftskandidaten hinter dem Berg. Fragenden Journalisten richtete er mit leicht amüsierter Miene aus, das sei "Sache der Gremien" und jedenfalls eine ernste Angelegenheit. Doch die - nicht mehr überraschende - Entscheidung, die stramm-konservative Barbara Rosenkranz ins Rennen um die Hofburg zu schicken, verkündete der FPÖ-Chef keineswegs nach einem Parteivorstand - der nächste wäre am 5. März gewesen - sondern ganz entspannt in der Sonntags-"Krone". Die große Bekanntgabe erfolgte im Kleinformat.

Ein "Leserbrief" definiert politische Leitlinien

Um Neuigkeiten an die Bevölkerung zu bringen, verschickten Parteien zu früheren Zeiten Presseaussendungen, inserierten oder ließen den Bürgern Informationsblätter zukommen. Doch mittlerweile erfreut sich eine andere Form der Kundmachung größter Beliebtheit: Man veröffentlicht per "Kronen Zeitung". Belohnt wird die Offenheit mit wohlwollender Berichterstattung: Inserate verkauft als unabhängiger Zeitungscontent. Auch schwerwiegende Entscheidungen - das weiß man seit manchem sozialdemokratischen "Leserbrief" - macht die hohe Politik (auch ihren eigenen Funktionären) im führenden Boulevardblatt bekannt.

Das läuft folgendermaßen ab: Die "Krone" - besser gesagt der greise Herausgeber Hans Dichand - beschließt, für oder gegen etwas eine Kampagne zu fahren. Die Politiker horchen auf; kommt die Kampagne bei den Leuten gut an, springen sie auf. Ein Beispiel: Im Sommer 2008 wetterte die "Krone" wochenlang gegen die EU und für eine Volksabstimmung. Die SPÖ sah auf ihre sinkenden Umfragewerte, und Noch-Kanzler Alfred Gusenbauer und Gerade-erst-Parteichef Werner Faymann wussten nichts Besseres zu tun, als einen Brief zu schreiben. Der politische Schwenk einer Kanzlerpartei - nachzulesen im größten Boulevardblatt Österreichs.

Strache plaudert - Dichand lobt

Diesen Trend erkannt und für gut befunden hat nun auch die FPÖ. Die "Krone" schenkte Strache und Rosenkranz am gestrigen Sonntag eine ganze Seite, auf der die Präsidentschaftskandidatur bekannt gegeben und mit wortreichem Selbstlob getränkt wurde. Schließlich bejubelte "Krone"-Autor Claus Pandi ironiefrei das "Signal an die bürgerlichen Wähler".

Heute zieht sein Herausgeber Dichand nach. Dessen Wunschkandidat, Niederösterreichs ÖVP-Chef Erwin Pröll, wurde nicht nominiert, nun wirbt Dichand offen für FP-Kandidatin Rosenkranz. "Wählen wir sie, sie wird eine gute Bundespräsidentin für Österreich sein!", lobhudelt der 89-Jährige in der mit seinem Pseudonym "Cato" gezeichneten Kolumne unter dem Titel: "Eine mutige Mutter". (nik, kap, derStandard.at, 1.3.2010)