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Manager und Unternehmer arbeiten aus unterschiedlichem Antrieb heraus, sagt Sabine Bellefeuille-Burri

Foto: APA/Peter Roggenthin

Zur Person

Sabine Bellefeuille-Burri ist Unternehmerin in der vierten Generation in einem Schweizer Familienbetrieb ( BURRI public elements AG) und Mitbegründerin der Initiative Lebenskonzept Unternehmertum.

Foto: BURRI public elements AG

Die Initiative "Lebenskonzept Unternehmertum" in der Schweiz will die verzerrte Wahrnehmung von Managern und Unternehmern entzerren. Aufgrund der Wirtschaftskrise mitsamt der Diskussion um überzogenen Boni und verantwortungslose Spekulationen hat das angekratzte Image der Manager auf die Unternehmer abgefärbt. Warum sich Manager aber ganz entscheidend von Unternehmern unterscheiden und warum es wichtig ist das Image der Unternehmer wieder ins richtige Licht zu rücken, erklärt die Mitinitiatorin Sabine Bellefeuille-Burri im Gespräch mit Marietta Türk.

derStandard.at: Sie haben eine Initiative gegründet um den Ruf des Unternehmertums gesellschaftlich in ein besseres Licht zu rücken. Hat das Unternehmertum das nötig?

Sabine Bellefeuille-Burri: Überbordende Managersaläre und das zum Teil verantwortungslose Verhalten, das Manager an den Tag legen, führen dazu, dass die Gesellschaft fordert diesen Exzessen mit zusätzlichen Regulierungen und Besteuerung beizukommen. Das trifft aber gleichzeitig auch die Unternehmer und blockiert in ihren Unternehmungen viele Ressourcen für zusätzliche administrative Arbeiten. In der öffentlichen Wahrnehmung wird oft nicht zwischen Manager und Unternehmer unterschieden.

Unternehmer sind meistens nur am Papier reich, sie haben wenig liquide Mittel, ihr Vermögen besteht aus Firmenanteilen. Zusätzliche Steuern auf Vermögen und im Erbfall, führen zu erzwungenen Ausschüttungen aus der Firma, um diese Steuern bezahlen zu können. Der Firma fehlen dann diese liquiden Mittel im Tagesgeschäft. Mit der Initiative Lebenskonzept Unternehmertum, wollen wir deshalb zeigen, was das Unternehmertum ausmacht, was uns motiviert und unter welchen Bedingungen wir optimal arbeiten können.

derStandard.at: Was unterscheidet einen Manager vom Unternehmer?

Bellefeuille-Burri: Der eine ist angestellt, der andere nicht. Der von Inhabern oder Investmentgesellschaften angestellte Manager hat einen Vertrag, der ihn verpflichtet eine möglichst große Rendite zu erwirtschaften. Der Fokus ist auf dem Geld. Unternehmer arbeiten mit eigenem Geld auf eigenes Risiko. Ein Unternehmer definiert sich primär über seine Vision, sieht sich berufen diese nachhaltig umzusetzen. Überleben in Unabhängigkeit ist das wichtigste Ziel. Erfolg und Gewinn sind dabei nur Mittel dies zu gewähren und die Vision weiter zu entwickeln. Deswegen ist auch das Verhältnis zu den Mitarbeitern meist wesentlich sozialer. Der Unternehmer sieht seine Mitarbeiter nicht primär als Human Kapital, als Köpfe an, sondern als Menschen, die ihn in der Realisierung seiner Vision unterstützen. Jemand hat einmal gesagt ein Manager braucht Öl um eine Organisation am Laufen zu halten und der Unternehmer Herzblut um einen Organismus am Leben zu halten. Unternehmertum ist also eine Lebensaufgabe, ein Lebenskonzept und keine Funktion.

derStandard.at: An wen wenden Sie sich mit Ihrer Initiative? Was ist Ihre Zielgruppe?

Bellefeuille-Burri: Wir wenden uns an alle, die ein Unternehmen besitzen. Das Unternehmertum definiert sich nicht über die Anzahl Mitarbeiter. Wir sind alle in derselben Situation und unterscheiden uns von den Unternehmen, die investmentgeführt sind. Das ist eine völlig andere Philosophie. Plakative Begriffe wie Arbeitgeber, Chef oder Vorstandsvorsitzender sind zwar Funktionen die wir auch ausfüllen, aber wir füllen diese anders aus, da unsere Motivation viel umfassender ist, als nur Rendite zu erwirtschaften. Wir möchten Unternehmer dazu bringen einen gewissen Lebenskonzeptstolz zu entwickeln. Wichtig ist ein Gefühl des Zusammenhalts über die Größen hinweg, damit wir als wichtigste Wirtschaftliche Größe wahrgenommen werden, denn die Unternehmer, schaffen mehr Arbeitsplätze und Ausbildungsplätze als alle investmentgeführten Unternehmen, die die Tagespresse dominieren.

Die Öffentlichkeit möchten wir über die Medien erreichen, aber auch über die Universitäten. Wir möchten einerseits, dass geforscht wird, andererseits, dass es auch in Zukunft Ausbildungen gibt, in deren Rahmen das Unternehmertum als Lebenskonzept im Gegensatz zum reinen Führen und Steuern diskutiert wird. Junge sollen auch in ihren unternehmerischen Fähigkeiten gefördert werden.

derStandard.at: Was hat die Gesellschaft von Ihrem Einsatz?

Bellefeuille-Burri: Das was man nicht sieht, kann man nicht schätzen. Das führt dazu, dass junge Leute, die nicht schon von zuhause aus damit konfrontiert sind, das Unternehmertum nicht als Zukunftsvision sehen. Ich denke aber, dass es vielen Jungen entgegen kommen würde, weil diese Generation eine große Selbstbestimmung sucht. Sie sehen aber eben diese spannende Aufgabe nicht.

Im Gegenteil: zum Teil sehen sie das Unternehmertum - eben durch dieses falsche Image der Manager, das auf die Unternehmer überschwappt - als ein Kasino, etwas Unsoziales, bei dem es nur um das schnelle Geld machen geht. Bei den oft von Venturkapital geförderten Gründerorganisationen wird nicht selten die Idee genährt, dass Unternehmer sein heißt, in Kürze mit einer guten Idee reich zu werden. Das entspricht nicht dem Unternehmertum. Unternehmer sein heißt alle Entbehrungen in Kauf zu nehmen, weil man an eine Idee glaubt, mit viel Einsatz diese Idee zum blühen bringen, Arbeitsplätze schaffen und dafür die Verantwortung übernehmen und dann die langfristige Existenz sichern.

derStandard.at: Nehmen Sie unter den Unternehmern eine gewisse Frustration wahr?

Bellefeuille-Burri: Ja, schon. Dadurch dass Unternehmer mit schlechten Arbeitgebern oder Steuerhinterziehern in einen Topf geworfen werden, entsteht auch eine gewisse Frustration im Unternehmertum. Manche sagen 'jetzt reicht es mir, niemand hat gesehen, was ich alles für meine Mitarbeiter gemacht habe' und privatisieren schlussendlich. Das ist schlimm, weil dann die Arbeitsplätze weg sind, das Geld arbeitet nicht mehr für die Gesellschaft sondern für eine einzelne Familie. Jede heute erfolgreiche Firma, außer sie ist im High Tech Bereich, die heute zugeht und morgen mit den selben Leuten wieder aufmachen möchte und wird nie mehr öffnen, weil keine Bank dieses Risiko zu dieser Rendite übernehmen möchte. Deswegen wollen wir den Funken für ein begeistertes Unternehmertum wieder stärken, damit die Betriebe erhalten werden und auch gute Nachfolger finden.

derStandard.at: Was ist Ihre Vision?

Bellefeuille-Burri: Die Idee ist nicht eine neue Vereinigung zu bilden, sondern das was schon vorhanden ist, auch international zu verbinden damit das Unternehmertum und dadurch auch unsere Gesellschaft in dieser schwierigen Zeit gestärkt wird. In Deutschland gibt es bereits eine erste Vernetzung und auch in Österreich wäre angedacht mit Hochschulen zusammenzuarbeiten. Wir suchen lokal Leute, die sich für dieses Thema begeistern und dafür einsetzen.

derStandard.at: Sie sind selbst auch Unternehmerin in vierter Generation. Was gibt das Unternehmertum Ihnen persönlich?

Bellefeuille-Burri: Ich bin davon überzeugt, dass das Unternehmertum ein tolle Lebensaufgabe ist, etwas Spannendes. Etwas, das mir sehr viel Energie gibt. Arbeit ist ein Grundbedürfnis von allen Menschen. Mich freut es gute Arbeitsplätze anzubieten, junge Leute auszubilden und das in einer großen unternehmerischen Freiheit. Unternehmer sein ist eine tolle gesellschaftliche Aufgabe, die nicht in 40 Stunden erledigt und mit 65 nicht fertig ist, sondern in der man ein lebenslang seine Befriedigung finden kann. Ich glaube, dass sich viel mehr Menschen dafür begeistern würden, wenn sie direkter damit in Berührung kommen. (derStandard.at, 8.3.2010)