Die Sanierungs- und Erweiterungspläne stammen von den beiden Wiener Architekten Lukas Groh und Michael Wagner. Im Vordergrund: Expedithalle für kulturelle Zwischennutzung

Rendering: Ankergründe City-Lofts/workspace.at

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Vom Bort zum Gewerbe: Der Charme der alten Anker-Fabriksgründe in Wien-Favo-riten sollen trotz Sanierung erhalten bleiben

Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

Industriebrache und High-End-Sanierung? Das verträgt sich nicht, meinen die Entwickler der Ankerbrot-Fabrik in Wien-Favoriten. Gemacht wurde nur das Gröbste, im Finish sind die Eigentümer zum Handeln aufgefordert

Früher lag hier der Duft werdenden Brotes in der Luft: Absberggasse / Ecke Puchsbaumgasse, ein Backstein-Cluster mitten in Wien-Favoriten. Bedingt durch neue Produktionstechniken, durch bessere Logistik und nicht zuletzt durch drängende Konkurrenz am Markt zog sich die Großbäckerei Anker im Jahr 2004 aus einem Teil ihrer Gewerbeflächen zurück. Der unter Ensembleschutz stehende Straßenblock, erbaut um 1900, stand daraufhin jahrelang leer und harrte einer Nachnutzung.

Die Loft City GmbH & Co KG, die bereits einige Jahre zuvor der ebenfalls leerstehenden Schokoladenfabrik am Gaudenzdorfer Gürtel neues Leben eingehaucht hatte, nahm sich der ungenutzten Brothallen an und baut diese nun zu einem riesigen Wohn-, Kultur- und Gewerbepark mit 33.000 Quadratmeter Nutzfläche um. Die Bauarbeiten sind bereits im Gange, die Fertigstellung ist für Ende 2011 geplant.

Roher, industrieller Charme

"Die absolute Besonderheit dieses Objekts ist natürlich sein roher, industrieller Charme", sagt Architekt Lukas Groh, einer von insgesamt vier Geschäftsführern der Loft City. "Selbst wenn es aus funktionalen und städtebaulichen Überlegungen heraus nötig war, einen Teil des Bestandes abzureißen, lag der Fokus ganz klar auf der Beibehaltung dieser einzigartigen Atmosphäre."

Und diese wird nicht zu kurz kommen, denn im Gegensatz zu vielen anderen Sanierungen wird die Fabrik im Großen und Ganzen beibehalten, wie sie ist. Das bezieht sich auf die alten Backsteinmauern, auf die (bisweilen desolaten) Industriefenster, auf die vielen gusseisernen Säulen in den Innenräumen. Die baulichen Eingriffe beziehen sich lediglich auf punktuelle Reparaturarbeiten im Bereich von Fassade und Dach, auf den Einbau von Stiegenhäusern und Liften sowie auf die Innenhofgestaltung.

Gemacht wird nur Gröbstes

Die Objekte, die zwischen 200 und einigen tausend Quadratmetern variieren und als Wohnungseigentum gewidmet sind, werden an das allgemeine Gas-, Wasser-, Strom- und Kanalisationsnetz angeschlossen. Der Rest liegt ganz in der Hand der Käufer. Hier sind die Kreativen und Gewerbetreibenden – sie sind das Hauptzielpublikum der neuen Loft City – zum Handeln aufgefordert. Entsprechendes Kleingeld auf der Kante ist nicht von Nachteil (siehe Interview rechts). Finanziert wird das 20-Millionen-Euro-Projekt durch die Raiffeisen Landesbank Steiermark. 30 Prozent der Fläche sind bereits verkauft. (Wojciech Czaja, DER STANDARD Printausgabe 13/14.3 2010)