Thomas Hofer: "Die Tricks der Politiker". Verlag Carl Ueberreuter, Wien 2010. 256 Seiten, € 22.95

Cover: Ueberreuter

Der legendäre Präsidentenberater, Außenminister und Kommunikationsprofi Henry Kissinger, eröffnete seinerzeit eine Pressekonferenz mit der launigen Bemerkung: "Hat jemand irgendwelche Fragen für meine Antworten?"

Der Politikberater Thomas Hofer zitiert diese Begebenheit, um zu illustrieren, dass Politiker (und Journalisten) ganz anders kommunizieren, als das unter normalen Menschen üblich wäre: Interviewer stellen nicht Fragen, sondern tragen aggressiv Vorurteile vor - und Politiker geben vorbereitete Statements zum Besten. Beide Seiten hoffen, damit ihr Publikum zu unterhalten; wenn sie geschickt sind, ergibt das sogar ein sehens- oder lesenswertes Interview. Bill Clinton galt als ein Meister dieses Genres, Tony Blair ebenfalls, und hierzulande spielten Bruno Kreisky und Karl-Heinz Grasser in derselben Klasse. Hofers Buch analysiert diese und andere Kommunikationstaktiken - und stellt sie in den Kontext der jeweiligen politischen Strategie.

Das lässt sich als Lehrbuch für Jungpolitiker lesen. Aber diese sind nicht die primäre Zielgruppe. Hofer hat sich die Aufgabe gestellt, seine Leser zu "professionellen politischen Konsumenten" zu machen, denn "nur solche Staatsbürger schaffen es, dass sich auch Politiker zu ihrer Professionalität bekennen" .

Was hierzulande nicht üblich ist, weil man hier allenfalls einen Rat vom Stammtisch, aber nicht von amerikanischen Profis annehmen darf - sonst gilt man als Politiker als "abgehoben" . Dabei haben Politiker wie Alfred Gusenbauer und Werner Faymann ihre Wahlerfolge vor allem der konsequenten Befolgung des Rats ihrer Berater zu verdanken. Und diese haben sich wiederum sehr genau angeschaut, wie etwa die Kampagne von Barack Obama angelegt war - und Regeln abgeleitet. Diese zu verstehen macht mündige Bürger aus. So nebenbei wird der Medienkonsum ein bisschen unterhaltsamer. (Conrad Seidl, DER STANDARD, Printausgabe, 22.3.2010)