Backpacker in Australien "WWOOFen", weil sie oft lange unterwegs sind und auf ihr Reisebudget achten müssen.

Michael Eckl

Zwischen vier und sechs Stunden sollen die "WWOOFER" jeden Tag am Hof mithelfen. Dafür bekommen sie zu essen und können dort wohnen.

Michael Eckl

Zu den Tätigkeiten gehören zum Beispiel bei der Ernte helfen...

Foto: Michael Eckl

... oder das Haus streichen...

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... oder mähen.

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"WWOOFen" funktioniert ein klein wenig wie Au-Pair - der große Unterschied: Statt Kindern sittet man zum Beispiel Kühe. Ein paar Stunden Arbeit am Bauernhof gegen Kost und Logis. Vor allem junge Traveller nutzen diese kostengünstige Art zu reisen.

WWOOF steht für "World-Wide Opportunities on Organic Farm". Gegründet wurde die Organisation 1971 in England. Zwei junge Städter wollten Urlaub auf einer Farm machen, konnten sich aber nicht leisten, dafür zu bezahlen. Also boten die Beiden an, für Unterkunft und Verpflegung am Hof mitzuarbeiten. Aus diesem Wochenendausflug wurde eine Bewegung, die es mittlerweile in über 80 Ländern gibt.

Theorie und Praxis
Wer WWOOFen will, muss Mitglied werden. In Australien, wo WWOOFen besonders beliebt ist, kostet das rund 40 Euro pro Jahr. Man erhält ein Buch, in dem alle teilnehmenden Höfe aufgelistet und beschrieben sind. Anreise, Dauer und was genau zu tun ist, vereinbaren die WWOOFer individuell mit ihrem Gastgeber. Die meisten bleiben zwischen zwei Tagen und zwei Wochen, bessern Zäune aus, streichen Häuser, melken Kühe oder helfen im Haushalt mit. Vier Stunden am Tag wird gearbeitet, den Rest des Tages tun WWOOFer das, weshalb sie gekommen sind: Sie machen Urlaub. Soweit jedenfalls die Theorie.

Dass die Praxis aber auch anders aussehen kann, erzählt Michi. Der 23-Jährige reiste nach der Matura mit zwei Freunden nach Australien - ohne konkreten Plan und vor allem ohne Geld. "Dann hat mir ein Freund vom WWOOFen erzählt und dass man so sehr billig leben kann", sagt er.

Die erste Station irgendwo im australischen Nirgendwo war eine Enttäuschung. "Wir haben acht Stunden am Tag wirklich gehackelt, der Gastgeber war unfreundlich und am dritten Tag hat er uns rausgeschmissen, weil er gemeint hat, wir können nicht arbeiten", erzählt der Sportstudent. "Ich war froh, dass er uns überhaupt noch zum Highway gebracht hat und wir da nicht festgesessen sind. Da hab ich mir schon gedacht: ‚Ist das immer so?'"

Glücksspiel
Es ist nicht immer so. "Man kann halt Glück oder Pech haben", ist Michis Fazit. Wenn man Glück hat, sind es statt der vier bis sechs Stunden Arbeit am Tag auch mal nur zwei und eine Gratistour mit Einheimischen. "Manche haben Ausflüge mit uns gemacht oder sind mit uns surfen gegangen", erzählt er. "Als WWOOFer lernt man das Land ganz anders kennen, weil man seine Menschen kennen lernt. Man lebt mit ihnen; weiß, was sie reden, was sie essen, was sie trinken", sagt Michi.

Einstellungssache
"Ich würde sofort wieder so reisen", sagt der Backpacker, schränkt aber ein: "Also, wenn ich länger Zeit hab. Wenn man nur einen Monat wo ist, dann eher nicht." In Australien waren die drei Oberösterreicher sechs Monate, drei davon haben sie auf Farmen gearbeitet, rund 3.500 Euro hat Michi in dieser Zeit ausgegeben. Aber darum allein geht es beim WWOOFen nicht. WWOOFen ist eine Reise-, wenn nicht sogar eine Lebenseinstellung. "Mir hat auch das Arbeiten richtig Spaß gemacht. Ich hab Sachen gemacht, die ich vorher noch nie gemacht hab - ein ganzes Haus gestrichen, ein Bad ausgemalt", sagt er.

"Für jeden ist WWOOFen aber sicher nichts. Man muss sehr offen sein, sehr flexibel und vor allem nicht empfindlich", erinnert sich Michi an so manches Insekt, mit dem er das Bett geteilt hat, und daran, dass er manchmal nur jeden zweiten Tag duschen durfte. Und dann kalt. Und nur für zwei Minuten.

Vielen der Gastgeber gehe es gar nicht nur um die Arbeitskraft, sondern darum, Leute kennen zu lernen, meint Michi. Das Leben auf einer Farm könne ja ziemlich eintönig sein. In Australien WWOOFen viele Japaner und Chinesen. "Die haben oft noch nie Erde gesehen und können nicht anpacken, aber die Leute wissen das und nehmen sie trotzdem. Dann müssen sie halt was anderes tun." Also doch nicht Kühe sitten, sondern auf die Kinder aufpassen.