Wien - Es wird also Bertrand de Billy nun das Radio-Symphonieorchester Wien verlassen, was an sich schade ist. Andererseits kann er endlich die Wiener Symphoniker in der kommenden Saison dirigieren, was bisher wegen Unvereinbarkeit nicht möglich war. De Billy ist also neben den aufstrebenden Jungdirigenten Andris Nelsons, Mikko Franck und Robin Ticciati einer der Gastdirigenten.

Da ist natürlich auch Platz für andere, denn die Symphoniker werden weiterhin fleißig sein (sie geben mehr als 150 Konzerte, davon 31 auf Tournee). Am Pult stehen neben sieben Debütanten auch erneut die Veteranen Georges Prêtre und Vladimir Fedosejev wie auch der nun in Paris sehr beschäftigte Philippe Jordan. Mit Nikolaus Harnoncourt haben sich die Symphoniker auf eine Zusammenarbeit der etwas anderen Art eingelassen: Im Dezember 2010 soll ein Symposium zum Thema "Stimmtonhöhe" stattfinden und der Frage nachgehen, weshalb Orchester in Wien so besonders hoch gestimmt wird.

Symphoniker-Chefdirigent Fabio Luisi wird sich konkret "weiter der Pflege des deutschen romantischen Repertoires widmen" und dabei 29 Konzerte dirigieren. Und: Mit der intensiven Reisetätigkeit etwa nach Ungarn, Spanien, Deutschland und Griechenland erreicht das Orchester heuer einen Spitzenwert.

Natürlich wird es sich in einem Zyklus mit Jahresregent Gustav Mahler beschäftigen; er ist ein Schwerpunkt der kommenden Saison, sämtliche Symphonien werden 2010/11 und 2011/12 in Konzerthaus und Musikverein aufgeführt. Schließlich begeht man heuer Mahlers 150. Geburtstag und 2011 dessen 100. Todestag. "Aber auch der von mir so geschätzte Franz Schmidt wird nicht fehlen" , meinte Fabio Luisi, der kürzlich die Chefposition bei der Sächsischen Staatskapelle Dresden aufgab und 2012 auch Generalmusikdirektor am Opernhaus Zürich wird.

Fortgesetzt wird die Kooperationen mit den Bregenzer Festspielen und dem Theater an der Wien (Il Postino am 9. Dezember). Auch das applausfreie "stille Konzert" , auf das es "sehr viele, vor allem sehr positive Reaktionen" gegeben habe, wird es wieder geben - diesmal mit Richard Strauss' Tod und Verklärung und Schuberts Unvollendeter (15. Februar 2011). Solisten? Es werden Ivo Pogorelich mit Rachmaninoffs Klavierkonzert, der Cellist Steven Isserlis, Geiger Daniel Hope und Pianist Martin Stadtfeld anreisen. Und wichtig: Das Orchester hat keine Schulden. (toš, APA / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.4.2010)