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"Viel trinken und Paella essen."

Es geht ihr ein bisschen wie dem Nachzügler in der Familie: Egal, wie sehr sich Valencia bemüht, oft landet es auf dem dritten Platz. Dabei bemüht sich die Kleine redlich, endlich in die erste Reihe zu kommen, hat sich sogar den America's Cup und die Formel 1 hergeholt. Trotzdem leidet das im Osten Spaniens gelegene Valencia.
"Die Konkurrenz zu Madrid und Barcelona ist schon sehr groß", sagt Christian Metken, der seit längerem in der Stadt lebt und stellvertretender Leiter der Deutschen Schule ist, "wo auch immer man schaut, man ist Dritter".

Zwei Beispiele: Welche Städte sind größer als Valencia? Madrid und Barcelona. Welche Fußballmannschaften lassen in der Liga nur die Bronze-Medaille zu? Madrid und Barcelona. Und dann auch noch diese Touristen! "In Wien wurde ich immer nur über Barcelona befragt", wundert sich Julio Krebs, Manager der NH-Hoteles, der lange auch in Österreich für die spanische Hotelkette gearbeitet hat. Dabei habe Valencia einiges zu bieten, was es in der Art bei den anderen Städten nicht gebe, versichert er - und verweist auf die "Stadt der Künste und Wissenschaften", die nur einen Steinwurf entfernt eines seiner Hotels liegt.

Darth Vader in der Stadt

Der aus Valencia stammende Architekt Santiago Calatrava durfte sich zwischen 1991 und 2006 im trockengelegten Flussbett des Turia, das auch als Naherholungsgebiet genutzt wird, austoben. Entstanden sind große futuristische Bauten. Das Opernhaus Palau de les Arts Reina Sofia zum Beispiel erinnert an den Helm von Darth Vader in Krieg der Sterne. Das wellenförmige Oceanogràfic, Europas größtes Aquarium, schließt diesen extravaganten neuen Stadtteil ab. Wer die Stadt der Künste und Wissenschaften bis hierher durchwandert, landet allerdings im Nirgendwo. Hinter dem Aquarium ist Ödnis angesagt.

Daher schnell ins (recht günstige) Taxi und zurück in die pulsierende Altstadt. Ruhesuchende sollten vor allem eine Zeit im Jahr meiden: Die Fallas, das Hauptfest Valencias, sorgen Mitte März fünf Tage lang für Höllenlärm. Bereits die kleinsten Kinder werfen Knallkörper, überall raucht, zischt und schießt es. Auf den Plätzen bestaunen Einheimische und Touristen meterhohe Figuren aus Pappmaché mit meist satirischen Motiven, die dann - zum Höhepunkt der Feiern - spektakulär abgefackelt werden.

Nicht alles ist für den Außenstehenden erklärbar, gibt auch Manolo Algarra, einer jener Künstler, die hauptberuflich das gesamte Jahr über an den Figuren für das Fest bauen, zu: "Valencianer sind ein bisschen komisch. Wenn es für den Rest Spaniens schon schwer ist, zu verstehen, warum wir die Fallas verbrennen, wie sollen das Fremde verstehen?"

Ein himmlisches Würstel

Dass die Hauptattraktionen spät in der Nacht stattfinden, überrascht wenig. Das spanische Abendessen beginnt so und so erst ab frühestens halb zehn Uhr abends. Vorher sind Tapas erlaubt. Sehr gute gibt es im Sagardi (San Vincente Mártir 6). Für Fleischtiger zu empfehlen: der Ochse ebendort. Mit Beilagen hält sich die Küche nicht auf. Und vorneweg die Chistorra, ein himmlisches Würstel. All jenen, denen das Touristsein peinlich ist, die unauffällig im Strom der Valencianer mitschwimmen wollen, sei versichert: Paella essen auch die Einheimischen.

"Anfangs dachte ich, dass das nur für die Urlaubsgäste ist", gibt auch Lehrer Metken zu. Dabei rühme sich die Stadt, "die beste Paella Spaniens zu kochen". Auch Künstler Algarra empfiehlt: "Viel trinken und Paella essen."
Auch mittags mag gegessen werden. Eine gute Idee ist es, das mit dem Besuch des Zentralmarktes, quasi des Naschmarkts von Valencia, zu verbinden. Einen ruhigeren Markt gibt es im Stadtteil Russafa (Plaça del Baró de Cortes).

Auch wenn Valencia kein Badeurlaubsort ist, der Stadtstrand wirkt schön und ist nicht weit entfernt. Öffentliche Anreise ist möglich, der Faule steigt ins Taxi. Das Zauberwort Playa führt auch den Spanischmuffel ans Ziel. Und das kann heißen: in eines der vielen Fischrestaurants, die an der Playa de Las Arenas zu finden sind. Das La Perla hält auch dem Touristen mittags einen Platz frei. Schnell kann dort dann Algarras Empfehlung zum neuen Lebensmotto werden. (Peter Mayr/DER STANDARD/Album/Printausgabe, 10./11./4.2010)