Container sind eine schnelle Lösung bei Raumnot, findet die Wiener SP - In 204 "Mobilklassen" wird derzeit unterrichtet

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Wien - Natürlich klingt "Pavillon" besser als "Containerklassen". Dennoch ändert die Bezeichnung, die Bildungsstadtrat Christian Oxonitsch (SP) lieber hört, nichts daran, dass in Wien an 42 Pflichtschulen Container als Klassenräume genutzt werden. Insgesamt wird in der Bundeshauptstadt in 204 sogenannten Mobilklassen unterrichtet.

Im heurigen Jahr sollen an vier Volksschulen, einer Hauptschule und einer Polytechnischen Schule insgesamt 24 neue Klassen hinzukommen. Das wurde im Februar im zuständigen Gemeinderatsausschuss beschlossen, die Kosten dafür: 1,63 Millionen Euro.

Die VP hat deswegen an Bürgermeister Michael Häupl (SP) und den zuständigen Stadtrat Christian Oxonitsch eine schriftliche Anfrage gestellt, in der die Stadtschwarzen unter anderem wissen wollten, ob ausgeschlossen werden könne, dass Containerklassen in Wien zu einer Dauereinrichtung werden. Auch wie viele Kinder in Wien derzeit "mobil" Mathe, Deutsch oder Geschichte lernen, wollte man wissen.

Die Pavillons würden dem neuesten Stand bei Wärme-, Schall- und Brandschutz entsprechen, so Oxonitsch in der Anfrage-Beantwortung. Zu erheben, wie viele Schüler in Mobilklassen untergebracht seien, sei nicht zweckmäßig, da die Nutzung innerhalb der Schule immer wieder wechsle. Ein Zubau würde mindestens drei Jahre in Anspruch nehmen - "ein kurzfristig abzudeckender Bedarf kann daher nur durch die Aufstellung von Mobilklassen erfolgen".

Dass "kurzfristig" manchmal auch einige Jahrzehnte heißen kann, beweist die Mobilklasse in der Volksschule Prückelmayrgasse im 23. Bezirk: 1971 wurde dort der erste Container aufgestellt.

"Wien ,feiert' im nächsten Jahr 40 Jahre Containerklassen. Ein trauriges Jubiläum", wie die nicht amtsführende VP-Stadträtin Isabella Leeb findet. Die Container würden zudem oft in Schulhöfen errichtet, wodurch wertvolle Freiflächen für die Kinder verloren gingen. Leeb: "Container sind zur Dauereinrichtung verkommen."

Davon, dass die Mobilklassen für eine langfristige Nutzung gedacht sind, ist auch die grüne Bildungssprecherin Susanne Jerusalem überzeugt. "Sonst würde man alte Container nicht von Zeit zu Zeit durch neue ersetzen." Außerdem wurde Jerusalem vonseiten der SP erklärt, dass es einen "Paradigmenwechsel gegeben hat". "Container", sagt Jerusalem, "sollen demnach allgemein für die Erweiterung von Schulen eingesetzt werden und nicht nur als vorübergehende Maßnahme."

Manche Mobilklassen blieben eben länger stehen, heißt es dazu aus dem Büro des Bildungsstadtrats. Die Schulen würden die Container gerne weiter nutzen. Oft sei auch der Ausbau um nur eine oder zwei Klassen "ein zu großer Aufwand", so eine Oxonitsch-Sprecherin. (Bettina Fernsebner-Kokert/DER STANDARD, Printausgabe, 14. April 2010)