Katharina Mader kämpft gegen Diskriminierung.

Foto: Petra Spiola

"In der Ökonomie brauchen wir Feminismus ganz dringend. Es gibt genug zu tun, Stichwort bezahlte und unbezahlte Arbeit, die Höhe der Löhne, die Art der Arbeitsplätze", formuliert Katharina Mader ihr Credo. Seit 2007 arbeitet die Volkswirtin am Institut für Institutionelle und Heterodoxe Ökonomie der Wirtschaftsuniversität Wien zu Themen wie Gender Budgeting, Flexibilisierung am Arbeitsmarkt oder Frauen in der Entwicklungszusammenarbeit.

Mit dem Rezept "Gender und Frauen, umrühren, fertig" gibt sie sich nicht zufrieden. Die feministische Ökonomie geht davon aus, dass Diskriminierung von Frauen eine Realität ist, weshalb aus der Perspektive von Frauen und für sie gearbeitet werden müsse. Ziel ihrer aktuellen Forschung, finanziert vom Jubiläumsfonds, ist die Theorie zur feministisch politischen Ökonomie, ausgehend von typisch weiblicher Pflege- und Versorgungsarbeit (Care).

Anfang 2010 wurde die 29-Jährige für ihre Doktorarbeit zum Thema "Gender Budgeting als emanzipatorisches, finanz- und demokratiepolitisches Instrument" mit dem Gabriele-Possanner-Förderpreis des Wissenschaftsministeriums gewürdigt. Seit 2009 ist die Gleichberechtigung in der Haushaltsführung von Bund, Ländern und Gemeinden Gesetz und kein Gedankenexperiment mehr. Guten Einblick in die Vorarbeiten gewann sie als Teilzeitbeschäftigte in der Wiener Magistratsdirektion und der Frauenabteilung. Mit etwas Abstand zu den erlebten Widerständen während der Arbeit an der Dissertation freut sie die Anerkennung umso mehr. Das Preisgeld wird sie in ihre geplante Habilitation investieren.

Das Alleinsein mit ihren Gedanken in der Forschung schätzt sie ebenso wie den Austausch in der Lehre. In ihren Seminaren fragen sie junge Frauen oft: Wozu brauchen wir das noch? Für Katharina Mader liegt es daran, dass propagiert wird: Jede ist ihres Glückes Schmied. Wenn eine Frau dreimal so viel arbeitet, sich anpasst, verzichtet, kann sie alles erreichen. Wenn sie heute versagt, liegt es also an ihr selbst. Wenn Mader als Vortragende an der WU Wien und der Uni Linz dann aber diskriminierende Strukturen aufzeigt, erinnern sich fast alle Frauen an konkrete Erfahrungen. Eine neue Frauenbewegung ist für die Volkswirtin noch nicht in Sicht.

Mit dem Studium der Volkswirtschaftslehre an der WU begab sich die Wienerin mit Faible fürs Mathematische ursprünglich auf die Suche nach Welterklärungen. Rasch wurde ihr dort klar, dass "das Gelehrte mit meiner weiblichen Lebensrealität nur bedingt zu tun hat". Frauen und Formeln passen nicht zusammen, hat sie während des Studiums oft genug gehört - und sich eingemischt.

Aus den Erfahrungen in ihrem unmittelbaren Umfeld heraus sei es klar gewesen, dass aus ihr eine Feministin werden musste. Die Aussicht auf viele Kämpfe und wenig Karrieremöglichkeiten kommentiert sie trocken: "Weltveränderung braucht Reibung." Einstweilen hat Katharina Mader als Mitglied der Watchgroup "Gender und öffentliche Finanzen" und als Vorstandsmitglied des Beirats für gesellschafts-, wirtschafts- und umweltpolitische Alternativen ein Auge darauf, wie sich die Bedingungen für Frauen in der Gesellschaft entwickeln.(Astrid Kuffne/DER STANDARD, Printausgabe 21.04.2010)