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Der Mensch zwischen Tugend und Laster: Das Francken-Bild brachte sieben Millionen Euro.

Foto: APA /DOROTHEUM WIEN

Wien - Am frühen Mittwochabend war die Sensation perfekt und das Dorotheum konnte ein weiteres Rekordergebnis in die hauseigene Chronik notieren: Frans Franckens II. opulentes Himmels- und Höllenszenarium ,Der Mensch zwischen Tugend und Laster', der im Vorfeld der ersten Auktionswoche des Dorotheums gehandelte Rekordanwärter, übertraf die Erwartungen der Experten um ein Vielfaches. Statt der taxierten 400.000 bis 500.000 Euro trieben sieben Kaufinteressenten den Preis weit über den bisherigen Weltrekord des Künstlers (1999, Christie's London, Die Gemäldegalerie, 1,19 Mio. Euro). 7,01 Millionen Euro lautete das siegreiche und übers Telefon bei Martin Böhm, Chef des Dorotheums, deponierte Gebot.

Da zuckte sogar Michael Hanekes linke Augenbraue in der sonst stoischen Miene. Erste Reihe fußfrei hatte der vielfach ausgezeichnete Regisseur das dramatische, knapp 13-minütige Gemetzel um den Francken verfolgt und war damit auch Zaungast heimischer Kunstmarktgeschichte. Denn dieser Auktionszuschlag ist darüber hinaus der höchste, der je für ein einzelnes Kunstwerk in Österreich erzielt wurde.

Der bisherige Rekord lag bei 3,56 Millionen Euro, die sich Rudolf Leopold Egon Schieles Ölgemälde Mädchen aus dem Jahr 1917 im Juni 1998 bei den "Wiener Kunst Auktionen" (im Kinsky) kosten ließ. Der Höchstwert im Dorotheum lag bisher bei 1,5 Millionen Euro, die Johann Kräftner im Auftrag der Sammlung des Fürsten Liechtenstein für Friedrich von Amerlings aus dem Belvedere restituiertes Mädchen mit Strohhut im Herbst 2008 springen ließ.

Beim Käufer des Francken-Bildes handelt es sich um den Londoner Altmeisterhändler Johnny Van Haeften, der das um 1635 auf Holz gemalte großformatige Figurenstück vermutlich im Auftrag eines finanzkräftigen Privatkunden oder eines internationalen Museums erwarb. Sehr zur Freude eines Berliner Privatsammlers und von dessen Konto. Sollte ihm "dieses Ding auch nur einen Cent bescheren" , zitiert Dorotheums-Experte Alexander Graf Strasoldo die ursprüngliche Vermutung des Verkäufers, würde ihn das schon sehr wundern.

Auch an internationalen Maßstäben gemessen handelt es sich um ein beachtliches Ergebnis. Der in den vergangenen zehn Jahren mit Francken in Auktionen weltweit erzielte Umsatz liegt bei 7,7 Millionen.

Ebenfalls über die Millionengrenze schaffte es an diesem Abend ein profanes Sujet il Guercinos (Giovanni Francesco Barbieri), für dessen Motiv aus Torquato Tassos Kreuzfahrerepos (Das befreite Jerusalem) ein russischer Käufer 1,04 Millionen Euro zahlt. (Olga Kronsteiner/DER STANDARD, Printausgabe, 22.4.2010)