So soll es aussehen, das weltgrößte Teleskop mit einem Spiegeldurchmesser von 42 Metern.

Foto: ESO

Der 3060 Meter hohe Berg Cerro Armazones in der chilenischen Atacama-Wüste und die niederösterreichische Gemeinde Großmugl haben eigentlich nichts miteinander gemeinsam. Dennoch handelt es sich in beiden Fällen um Plätze, die in den vergangenen Tagen das Interesse von europäischen Astronomen weckten. Der Berg in Chile deshalb, weil die Europäische Südsternwarte ESO sich am Montag wie erwartet für ihn als Standort des weltgrößten Teleskops, des European Extremely Large Telescope (E-ELT), entschieden hat.

Großmugl wiederum verabschiedete vor wenigen Tagen eine Resolution, den Sternenhimmel schützen zu wollen und gegen die vor allem in Industrieländern jährlich anwachsende Lichtverschmutzung durch unnötige Beleuchtung aufzutreten - was nicht nur den Astronomen die Arbeit erleichtern könnte. "Light pollution" gefährdet einige Tierarten und wirkt sich negativ auf den Biorhythmus des Menschen aus. Wissenschafter der Dark Sky Assoziation haben sich sogar schon die Mühe gemacht, die dadurch entstehenden unnötigen Energiekosten zu berechnen: In den USA sind es eine Milliarde Dollar jährlich.

In Großmugl hat man deshalb schon mehrfach das Licht abgedreht. Und will das in Zukunft öfter tun. Damit wäre die Gemeinde die erste in Europa, die zum "astronomischen Schutzgebiet" wird. Die weltweit erste Region dieser Art ist Tekapo in Neuseeland. Die Aktion könnte veredelt werden, wenn die Unesco den Sternenhimmel im kommenden Juli zum Weltkulturerbe erklärt. Dann würde Großmugl ein entsprechendes Logo erhalten. Einen Antrag habe man bereits gestellt, sagt Bürgermeister Karl Lehner.

Im Wettbewerb um den Standort des European Extremely Large Telescope waren neben Chile auch Spanien, Marokko, Südafrika und Argentinien im Rennen. Nach Angaben der ESO fiel die Entscheidung für Chile wegen der hervorragenden Bedingungen für Astronomen in der Atacama-Wüste: Dort gibt es 320 sternenklare Nächte pro Jahr.

Die Entscheidung für den Standort ist freilich noch keine Bauentscheidung. Das Teleskop mit einem Spiegeldurchmesser von 42 Metern kostet etwa eine Milliarde Euro. Zwei Drittel davon sollen bisher finanziert sein. Eine Abkehr von diesem Prestigeprojekt wird freilich nicht erwartet. Mit gutem Grund: "Das Teleskop könnte unsere Wahrnehmung des Universums revolutionieren, so wie es Galileos Fernrohr vor rund 400 Jahren tat", teilte die ESO mit, die vierzehn Mitgliedsstaaten, seit Juli 2008 auch Österreich, hat. Galileo Galilei hatte im Jahr 1609 ein Fernrohr zur Beobachtung des Himmels gebaut und damit einen damals sensationellen Entwicklungsschritt für die Astronomie ermöglicht. (Peter Illetschko//DER STANDARD, Printausgabe, 28.04.2010)