"Wir wollen nicht Hetze und Hass predigen, sondern Lösungen anbieten."

Foto: derStandard.at/Winkler-Hermaden

"Mein persönliches Vorbild ist Barack Obama."

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"In der Tat steckt die Lehre in einer Image-Krise, auch bedingt durch mangelnde Qualität in manchen Betrieben."

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"Die Lehrlinge werden als billige Arbeitskräfte missbraucht und ausgebeutet. Da ist relativ wurscht, woher sie kommen. Sie sind billig und sollen möglichst viel hackeln."

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"Ich komme aus dem 22. Bezirk, bin in Diskotheken wie der Nachtschicht oder dem Prater Dome groß geworden."

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"Noch hat er sich nicht getraut, mit mir zu diskutieren", sagt Christoph Peschek über FPÖ-Spitzenkandidat Heinz-Christian Strache. Peschek kandidiert für die Wien-Wahl und hat von Bürgermeister Michael Häupl einen klaren Auftrag erhalten: er soll die Wählerstimmen der Lehrlinge erobern. Warum Peschek auch in der Disco Wahlkampf machen wird und wieso das bei ihm "kein peinliches Anbiedern" ist, sagt er im Gespräch mit derStandard.at.

Im Bereich der Lehrlinge und Berufsschulen hat er klare Forderungen: er verlangt eine Qualitätsverbesserung bei der Lehrlingsausbildung in den Betrieben und mehr Sozialarbeiter, die in den Schulhöfen der Berufsschulen präsent sein sollen.

derStandard.at: Sie kandidieren bei der Wien-Wahl und wollen in den Gemeinderat einziehen. War es schon immer ihr Ziel, Berufspolitiker zu werden?

Peschek: Mein Bestreben war von Anfang an, möglichst viel für die Menschen, am Anfang für die Schüler zu erreichen. Ich habe schon in der Schule als Klassensprecher und Schulsprecher kandidiert und gesehen, dass es verdammt viel Spaß macht, den Leuten zu helfen: ihnen unter die Arme zu greifen und für sie Lösungen zu haben. Insofern war es für mich der logische Schritt zu sagen, ok, wo kannst du das am besten? Natürlich in der Politik. Weil die Politik Rahmenbedingungen für die Gesellschaft definiert. Daher hat es mich auch sehr gefreut, dass mich der Bürgermeister als Jugendkandidat für die Wien-Wahl ins Rennen schickt.

derStandard.at: Was qualifiziert Sie dazu?

Peschek: Nach meiner Schulsprechertätigkeit habe ich 2001 begonnen, in der Gewerkschaft als Jugendsekretär zu arbeiten. Ich habe demzufolge eine neunjährige Erfahrung am Buckel, bin regelmäßig in den Wiener Berufsschulen und in den Betrieben unterwegs. Ich habe vielen Lehrlingen auch schon persönlich helfen können. Der Bürgermeister hat gesehen, das macht Sinn. Wir wollen nicht Hetze und Hass predigen, sondern Lösungen anbieten und daher ist es eine sinnvolle Maßnahme, jemanden, der das über Jahre hinweg gemacht hat, jetzt auch als Angebot an die Wiener Lehrlinge und jungen Arbeitnehmer aufzustellen.

derStandard.at: Sie werden im Wahlkampf als Gegenpart zu Strache positioniert.

Peschek: Mein persönliches Ziel ist es, die Sozialdemokratie in Wien weiter zu stärken und die Nummer eins bei den Jugendlichen in Wien zu bleiben. Dem inhaltsleeren HC-Mann geht mittlerweile die Luft aus und er befindet sich im Sturzflug. Wir auf der anderen Seite bieten in Wien die Lösungen an und haben auch schon große Meilensteine zustande gebracht: die Ausbildungsgarantie, die kostenlose Berufsmatura und leistbarer Wohnraum für Jugendliche. Die Jugendlichen werden sich entscheiden können: Wollen sie inhaltsleeren Versprechen des Lehrlingsverräters Strache oder die ehrlichen Antworten des Lehrlingsvertreters Peschek?

derStandard.at: Haben Sie Strache schon persönlich kennengelernt?

Peschek: Noch hat er sich nicht getraut, mit mir zu diskutieren. Ich rufe ihn auf: wenn er Mut hat, sich einer Diskussion über die Zukunft der Wiener Jugendlichen zu stellen, soll er das tun.

derStandard.at: Sind das nicht große Schuhe, die Sie sich da anziehen?

Peschek: Die FPÖ hat ja sonst niemanden Jungen. Das wahre Gesicht der FPÖ ist die Rosenkranz. Wir sind die Jugendpartei.

derStandard.at: Was haben Sie, was Strache nicht hat?

Peschek: Der Strache tut halt so, als wäre er jung, ich bin es.

derStandard.at: Sie sind auf Facebook sehr aktiv, haben sogar eine eigene Fanpage. Immer mehr Politiker versuchen im Internet Stimmen von Jungen zu gewinnen. Finden Sie das gut oder eher peinlich?

Peschek: Mein persönliches Vorbild ist ja Barack Obama. Insofern glaub ich, dass man von seinem Wahlkampf sehr viel lernen kann. Aber viel, viel wichtiger als der Internetauftritt ist das persönliche Gespräch.

derStandard.at: Ihr Steckenpferd sind die Berufsschüler und Lehrlinge. Warum setzen Sie sich gerade für diese Gruppe ein?

Peschek: Die Lehrlinge sind in einer besonders schwierigen Situation. Die Wirtschaft, die Firmenbosse ziehen sich immer mehr von ihrer Verantwortung zurück und die Lehrlinge müssen viele Überstunden machen. Der Leistungsdruck steigt und die Lehrlingsentschädigung ist auch nicht immer optimal. Es weht ein rauer Wind.

derStandard.at: Soll man Jugendliche heute noch ermuntern, eine Lehre zu machen?

Peschek: In der Tat steckt die Lehre in einer Image-Krise, auch bedingt durch mangelnde Qualität in manchen Betrieben. Die Fachausbildung muss besser werden, weil die Arbeitskräfte das Rückgrat der Wirtschaft sind. KFZ-Mechaniker, Installateure, Maler usw. leisten hervorragende Arbeit. Das kann man nicht innerhalb von einer Woche in irgendeinem Kurs lernen kann. Das ist qualitativ hochwertig. Daher braucht es externe Qualitätskontrollen.

derStandard.at: Von Experten wird kritisiert, dass es in den Wiener Schulen zu wenige Sozialarbeiter und Psychologen gibt. Gibt es auch in den Berufsschulen Aufholbedarf?

Peschek: Es gibt den Kultur- und Sportverein der Wiener Berufsschulen mit Sozialarbeitern, die hervorragende Arbeit leisten. Aber man wird in Zukunft sicher darüber nachdenken müssen, personell und finanziell Möglichkeiten zu schaffen, damit sie in den Schulhöfen noch präsenter sein können.

derStandard.at: Wie wollen Sie Jugendliche mit Migrationshintergrund fördern?

Peschek: Wir lassen niemanden im Regen stehen. Im Rahmen der Wiener Ausbildungsgarantie erhalten 4500 Jugendliche eine Ausbildung, egal welcher Herkunft oder Religion sie sind. Wir haben alle Jugendlichen gleich lieb. Das unterscheidet uns auch wieder vom Strache.

derStandard.at: Wie kann man Berührungsängste der Lehrlingsausbildner abbauen, wenn es darum geht, Lehrlinge mit Migrationshintergrund einzustellen?

Peschek: Das Kernproblem, das ich bei vielen Arbeitgebern sehe, ist, dass sie nicht erkennen, dass es sich bei der Lehre um eine Ausbildung handelt. Die Lehrlinge werden als billige Arbeitskräfte missbraucht und ausgebeutet. Da ist relativ wurscht, woher sie kommen. Sie sind billig und sollen möglichst viel hackeln.

derStandard.at: Was planen Sie für Schritte im Wahlkampf?

Peschek: Der beste Wahlkampf ist die Fortsetzung dessen, was wir bisher tun: Nämlich bei den jungen Leuten in den Betrieben und Schulen zu sein, aber natürlich auch in den Diskotheken. Im Gegensatz zum Strache bin ich wirklich jung und es ist kein peinliches Anbiedern eines Vierzigjährigen, der in den Discos herum hüpft. Ich hab generell den Eindruck, dass der Strache der Lugner der Politik ist. Einfach zum Fremdschämen.

derStandard.at: Werden Sie dann im Wahlkampf auch Getränkerunden schmeißen?

Peschek: Ich gehe schon in die Discos, brauche mich auch nicht verstellen. Ich komme aus dem 22. Bezirk, bin in Diskotheken wie der früheren Nachtschicht, heute Club Cotoure, oder dem Prater Dome groß geworden. Wenn ich dort bin, stehe ich für meine Freunde – und Lehrlinge sind meine Freunde – zur Verfügung. Ich werde ihnen helfen, wenn sie Probleme haben. So ist das in einer Freundschaft. (Rosa Winkler-Hermaden, derStandard.at, 28.4.2010)