Die KTM ZEM Freeride wird gegen 125er-Zweitakter positioniert und soll weniger als 10.000 Euro kosten.

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Die Elektro-KTM wird es auch in einer Straßenversion geben.

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Der Quantya beweist schon seit Jahren, dass man auch mit einem Elektroantrieb Spaß im Schotter haben kann.

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Der Quantya wirbelt zwar Staub auf, stinkt aber nicht und macht keinen Lärm.

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Mopedfahren mit Boost-Knopf. Elektro-Scooter sieht man zwar noch selten obwohl sie alltagstauglich sind.

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Die schlechte Nachricht vorweg. Wenn du dich während eines sauberen Luftstands von deinem Motocross-Spielzeug trennen musst, ist dir ziemlich wurscht, ob das Motorrad, das dir gleich den Hintern aushauen wird, einen Zweitaktmotor hat, oder ob dich ein Elektromotor in die Luft katapultierte. Das Positive: Es sind nicht einmal 100 Kilogramm, welche die KTM ZEM Freeride auf die Waage bringt und mit denen sie in der Gewichtsklasse einer 125er-Zweitakt-Motocross-Maschine kämpft. Aber auch sonst hat KTM die ZEM Freeride gegen die 125er-Zweitakt positioniert und wildert mit dem Elektromoped im eigenen Markt: KTM ist der vermutlich fortschrittlichste Hersteller von Zweitaktmotoren. Nur – die Zweitakter haben nicht nur Freunde: Verbrennen sie ja das Öl, das zur Motorschmierung gebraucht wird, gleich mit. Ganz andere Emissionen hat da das ZEM Freeride: Steckdosen-Polution gegen Zweitakt-Rauch.

Noch einen entscheidenden Unterschied gibt es zwischen den KTM-internen Konkurrenten: Holt der 125er-Kracher viel Leistung aus wenig Hubraum, schreckt der ZEM mit einem unglaublichen Drehmoment: 43 Newtonmeter liegen schon bei 600 Umdrehungen an, umgerechnet 30 PS leistet der E-Motor bei 6000 Umdrehungen.

Lautlos offroaden
KTM hat die Entwicklung des E-Crossers vorangetrieben, weil inzwischen nicht nur in den Ballungsräumen niemand mehr Offroad fahren kann. Wegen strenger Umweltauflagen gibt es in Österreich nur mehr wenige Motocross-Pisten, eine Handvoll Trial-Parks und überhaupt nur mehr eine Enduro-Strecke. Wichtigster Grund gegen die Offroad-Parcours ist der Lärm, der die Anrainer auf die Barrikaden steigen lässt. Damit wäre beim ZEM Freeride Schluss, und KTM hofft drauf, dass dadurch wieder mehr Schotterpisten in Betrieb gehen. Bei gut gewasserten Strecken wäre dann auch Staub kein Problem, und der Offroad-Motorsport könnte eine Renaissance erleben.

Um den harten Anforderungen einer echten Crosser gewachsen zu sein – neben Staub und Gatsch muss ein Motocross-Motorrad auch Schläge und Stürze wegstecken, ohne sich dabei in seine Einzelteile aufzulösen, und das Motorrad darf nicht mehr als 10.000 Euro kosten – hat KTM in der Entwicklung mit dem Austrian Institute of Technology zusammengearbeitet. In der Akku-Technologie hoffen die Mattighofener trotzdem noch auf große Entwicklungssprünge: Derzeit schaffen die verbauten Akkus 500 Ladezyklen – was in etwa der Lebensdauer einer Crosser entspricht. Eine Stunde soll der Akku durchhalten, und in 90 Minuten ist er wieder voll geladen. KTM dachte aber auch daran, die Stromspeicher so zu konzipieren, dass sie schnell gewechselt werden können. Mit einem Dreierpack sollte einem harten Cross-Tag also nichts im Weg stehen.

Quantyaparx zum Trainieren
Quantya hat es mit seinen Enduro-Parks schon vorgemacht, wie die Elektro-Motorräder den Schotter erobern können. In den Quantyaparx kann man sich E-Enduros mieten und damit trainieren oder auf Zeitenhatz gehen. Eines, was KTM noch vor sich hat, konnte Quantya bereits abschließen: die Straßenhomologation. Den Quantya Strada kann man ganz normal anmelden und mit einem A-Schein lenken. Nachteil im Straßenbetrieb: Die Dauerlast saugt die Akkus schneller leer als ein Bugatti seinen Tank: auf rund 60 Kilometer Reichweite kam der ÖAMTC bei einem Test außerorts.

Spannender ist es da wirklich im Offroad zu wüten. Der Quantya wiegt ebenfalls unter 100 Kilogramm und hat gerade im extrem schwierigen Gelände einen längeren Atem als die meisten Fahrer. Was den Quantya ebenfalls zum trialartigen Fahren prädestiniert, ist der schmale Hinterreifen, der schon fast an ein Fahrrad erinnert – was fehlt, um richtig Trial fahren zu können, ist aber eine Kupplung. So gewinnt man kein Offroadrennen, hat aber immer noch jede Menge Spaß beim Endurieren – um einen Preis von ebenfalls unter 10.000 Euro.

Wer heute schon mit Elektro-Antrieb auf zwei Rädern durch die Stadt fahren will, greift am besten zum Elektromoped. Rund 2500 Euro sind zwar auch kein Pappenstiel, aber der lautlose Mopedersatz braucht dafür auch wenig. Um 25 Euro, rechnet iO-Scooter vor, fährt man so ein Moped 5000 Kilometer weit. Und Abflüge mit Luftstand braucht man damit auch nicht zu fürchten.