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Das Betriebsklima hat erheblichen Einfluss auf die Gesundheit

Madrid/Klosterneuburg – Die beste Arbeitsumgebung ist dort, wo ein Betrieb seine Arbeitsanforderungen an die Bedürfnisse der Mitarbeiter anpasst. Das berichten spanische Forscher vom Gewerkschaftsinstitut für Arbeit, Umwelt und Gesundheit im "Scandinavian Journal of Public Health". Sie untersuchten 7.600 Angestellte in Spanien um festzustellen, wie der Arbeitsplatz aussieht, an dem Mitarbeiter körperlich und geistig gesund bleiben. Es kommt ganz darauf an, wie der Betrieb die Aufgabenstellungen der Arbeit regelt, so das Ergebnis.

Das beste für die psycho-soziale Befindlichkeit eines Mitarbeiters ist laut Forschern, wenn mehrere Faktoren zusammenspielen. Dazu gehören Mitsprache, Teamwork und klare Kompetenzverteilung im Betrieb, die Möglichkeit, sich durch die Tätigkeit weiter zu entwickeln und vorhandenes Wissen einzusetzen, sowie die Auffassung, eine sinnvolle Tätigkeit zu tun. Was die Organisation betrifft, nennen sie die fixe Anstellung ohne ständige Angst vor der Kündigung, ein Gehalt, das sich am Stundenausmaß und an der Art der Arbeit orientiert und auch eine Arbeitswoche zwischen 31 und 40 Stunden, wobei das ideale Arbeitsende schon um 14 Uhr angesetzt wurde.

Privatleben ist Hauptfaktor

"Das deckt sich mit dem heutigen Stand der Arbeitsmedizin und Arbeitspsychologie", so Stefan Bayer, Präsident der österreichischen Akademie für Arbeitsmedizin. Der Großteil der psychosozialen Belastung eines Menschen stamme allerdings meist aus dem Privatleben. Belastungen wie Scheidungen oder Freizeitstress würden oft am Arbeitsplatz ausgelebt, weshalb Mitarbeiter völlig unterschiedlich auf Arbeitsaufgaben reagieren. "Der Arbeitgeber hat nur sehr begrenzten Einfluss auf persönliche Eigenschaften, Bedürfnisse, Leistungsvermögen und nicht arbeitsbezogene Belangen", so Bayer.

Da jedoch auch die psychischen Belastungen am Arbeitsplatz im Zunehmen sind, setzen sich viele Unternehmen mit dem Problem und seinen Lösungen auseinander. "Das geschieht auch aus wirtschaftlichem Interesse, da durch diese Belastungen die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter sinkt", so Bayer. In der Arbeitsmedizin sind bisher eine ganze Reihe von Kriterien bekannt, die in der Arbeit psychosoziale Fehlbelastungen darstellen können.

Typische Belastungen gut bekannt

"Zur Fehlbelastung kommt es besonders dann, wenn der Handlungsspielraum einer Person eingeschränkt ist, wenn die Arbeit kaum Weiterbildung und Entwicklung ermöglicht, wenn das Feedback über die eigene Leistung aus dem Arbeitsumfeld fehlt oder auf dieser Seite kaum Rückendeckung, Zusammenarbeit oder Austausch möglich ist", erklärt der Arbeitsmediziner. Die Liste lässt sich fortsetzen: Auch inhaltliche oder mengenmäßige Überforderungen, häufige Arbeitsunterbrechungen, Umweltbelastungen oder das Fehlen von Information und Mitsprache gehören dazu.

Was die psychische Belastung betrifft, lassen sich einige Faktoren messen, wie etwa Lärm, Hitze, Kälte, Vibration, Schadstoffe, körperliche Beanspruchung und Termindruck. Betriebsinterne Daten geben Auskunft über Krankenstände, öffentlich geäußerte Beschwerden, Überstunden oder Arbeitsunfälle. "Viele Probleme sind aber schwieriger erhebbar, wie etwa Probleme mit Vorgesetzten, Mobbing, Qualifikationsdefizite oder das Betriebsklima", so Bayer. Sinnvoll sei es daher, zur Ermittlung psychischer Belastungen die subjektive Meinung des Einzelnen zu erfragen, zumal selbst messbare Einheiten wie etwa die Raumluft im Büro oft verschieden wahrgenommen werden. (pte)