Foto: AGES/Christa Lethmayer

Graz - Dem erstaunlichen Leben der Blattläuse sind Grazer Zoologen auf der Spur: Ihre natürlichen Feinde halten die wenige Millimeter großen tropfenförmigen Insekten beispielsweise auch mit synchron ausgeführten Verteidigungsbewegungen in Schach, schilderte Manfred Hartbauer, der seine Erkenntnisse jüngst im Online-Wissenschaftsjournal "PLoS ONE" veröffentlicht hat. Kollektive Formen der Selbstverteidigung waren bisher nur bei sozialen Insekten wie Bienen oder Ameisen bekannt.

Auf der Topfpflanze, am Rosenstock und im Gemüsebeet sind Blattläuse ungeliebte Schädlinge. Die kleinen Tierchen haben es auf die kohlenhydratreichen Pflanzensäfte abgesehen. Aufgrund ihres Vorkommens in hoher Dichte sind sie zugleich aber auch begehrte Beute von vielen Räubern wie Marienkäferlarven oder Schlupfwespen, so Hartbauer. Doch die Laus schlägt zurück: Der Grazer Wissenschafter fand heraus, dass die kleinen Insekten ihren Feinden nicht schutzlos ausgeliefert sind - weil sie mit anderen Insekten kooperieren oder selbst zusammenarbeiten.

Verteidigungsstrategien

"Entweder werden die Läuse von Ameisen bewacht, die als Gegenleistung den von den Läusen ausgeschiedenen Honigtau konsumieren. Oder sie schützen einander als Kollektiv, indem sie schnelle Bewegungen mit ihrem Hinterleib ausführen und dabei heftig mit den Hinterbeinen treten, ähnlich wie Kickboxer." Das ruft charakteristische Schwingungen auf der Oberfläche der Wirtspflanze hervor.

Mit Hilfe von Laservibrometermessungen konnte der Zoologe anhand von zwei Lausarten zeigen, dass die Verteidigungstaktik extrem koordiniert abläuft. "Die vibratorischen Signale sind stark genug, um von benachbarten Läusen wahrgenommen zu werden. So können individuelle Verteidigungsreaktionen innerhalb einer Kolonie aufeinander abgestimmt werden", erklärte Hartbauer. Durch diese Strategie können etwa kleine Schlupfwespen abgewehrt werden, die sich in den Läusen vermehren wollen.

Die Forschungen reihen sich in einen Schwerpunkt der Arbeitsgruppe von Hartbauer ein, die generell untersucht, wie Kooperation im Tierreich entsteht und sich vor allem bei nicht sozial organisierten Insekten manifestiert. (APA)