Wien - Ein fünfjährige Bub, der am Freitagnachmittag in Wien von einer U-Bahn eingezwickt und mitgeschleift worden ist, blieb am Samstag weiterhin im künstlichen Tiefschlaf - zumindest noch über Nacht, sagte Christian Sebesta, Ärztlicher Direktor im SMZ Ost, am Nachmittag zur APA. Hintergrund sei keine Verschlechterung des Zustandes des Buben, "wir nehmen aber an, dass er große Schmerzen haben wird", so der Mediziner. Unklar blieb weiterhin, warum sich die U-Bahntüren schlossen und der Zugfahrer abfuhr, obwohl das Kind mit dem Fuß eingeklemmt wurde.

Die Ärzte haben sich entschieden, den Kleinen doch nicht - wie vorgesehen - am Nachmittag, sondern erst am Sonntag aus dem Tiefschlaf zu holen. "Wir haben bereits begonnen die Schmerzmittel und Sedativa zu reduzieren und gehen dazu über, ihn darauf vorzubereiten", sagte Sebesta.

Lokalaugenschein

Vonseiten der Wiener Linien hat in der Nacht auf Samstag ein Lokalaugenschein in der U-Bahn-Station stattgefunden. Man habe sich die U-Bahn-Abfertigungsanlage angeschaut, von einem Team aus Technikern und Experten wurden die Sicherheitseinrichtungen in der Station überprüft. An den Überwachungsspiegeln, den Lautsprechern, der Beleuchtung und den Noteinrichtungen wurden keine Mängel festgestellt.

Der U-Bahn-Fahrer konnte inzwischen befragt werden. Er gab an, dass er sich den Vorfall nicht erklären könne und den Buben im Rückspiegel nicht gesehen habe. Weitere Untersuchungen laufen. So werde in den kommenden Tagen auch die U-Bahngarnitur überprüft, betonte ein Sprecher der Wiener Linien. Hier soll bald ein Zwischenergebnis vorliegen.

Der Unfall ereignete sich am Samstag gegen 15.00 Uhr. Der Fünfjährige versuchte mit seiner 43-jährigen Mutter noch den abfahrenden Zug zu erwischen und wurde mit dem linken Fuß zwischen den Türen eingezwickt. Das Kind wurde von der U-Bahn bis zum Ende des Bahnsteiges mitgeschleift, wo es gegen eine Absperrung prallte und schließlich auf den Bahnsteig fiel. Bei einer Notoperation wurden die beiden gebrochenen Oberschenkel des Buben mit Nägeln stabilisiert. Außerdem erlitt der Kleine eine Rissquetschwunde über dem Auge. (APA)