Warschau - Knapp vier Wochen nach dem Absturz der Maschine des polnischen Staatspräsidenten Lech Kaczynski, bei dem 96 Menschen ums Leben kamen, haben die russischen Ermittlungsbehörden der polnischen Staatsanwaltschaft die Übergabe von Dokumenten zugesichert. "Man hat uns versprochen, dass wir 500 Seiten Dokumente bekommen", sagte der polnische Generalstaatsanwalt Andrzej Seremet am Freitag in Warschau. Darunter befinden sich demnach auch Protokolle von den Autopsien der Opfer und Befragungen von Zeugen, wie etwa den Verantwortlichen im Kontrollturm des Flughafens in Smolensk.

Der russische Generalstaatsanwalt Juri Tschaika hatte am Donnerstag Kritik aus Polen an den Ermittlungen zurückgewiesen. Die Untersuchungen würden mit einem "Höchstmaß an Transparenz" geführt, sagte Tschaika. Die konservative polnische Opposition hatte zuvor die Ermittlungen bemängelt und verlangt, dass die Untersuchungen in polnische Hände übergehen solle. Ministerpräsident Donald Tusk betonte jedoch, dass die russische Seite seiner Einschätzung nach ihrer "Verantwortung für professionelle Ermittlungen" nachkomme. Der Konvention von Chicago aus dem Jahr 1944 zufolge liegt die Hauptzuständigkeit für Ermittlungen in jenem Land, in dem ein Flugzeug abgestürzt ist.

Die Maschine von Präsident Kaczynski war am 10. April auf dem Weg zu einer Gedenkveranstaltung für die Opfer des Massakers von Katyn vor 70 Jahren beim Anflug auf die westrussische Stadt Smolensk abgestürzt. Niemand überlebte das Unglück. An Bord befanden sich neben Kaczynski und seiner Frau Maria zahlreiche Vertreter der polnischen Führungselite. (APA)