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Theodor Kery war von 1966 bis 1987 Landeshauptmann des Burgenlands.

 

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Eisenstadt - Als der Bezirksschulinspektor Theodor Kery am 28. Juni 1966 der zweite Sozialdemokrat in der Funktion des burgenländischen Landeshauptmanns wurde (Vorgänger Hans Bögl hatte das Amt nur zwei Jahre lang bekleidet), war sein Bundesland noch sehr unterentwickelt.

 

Und Ziel bösartigen Spotts. Mit seinen roten Regierungskollegen Kulturlandesrat Fred Sinowatz (später Unterrichtsminister und Kanzler) und Finanzlandesrat Helmuth Vogl gelang es Kery, diesem Spott die Grundlage zu nehmen. Das Land holte auf - der Agrarsektor schrumpfte in Kerys Amtszeit um zwei Drittel, der Strukturwandel begünstigte die SPÖ: Sie plakatierte imWahlkampf 1982 "Theodor Kery: Der gerade Weg" - und alle verstanden, dass es ein Weg der Moderne war. Dass es (angesichts des Skandals um die schwarze Wohnbaugenossenschaft WBO) auch ein Weg ohne Skandale sein würde, glaubte man aber kaum: Kery wurde vorgeworfen, die Genossenschaften zu wenig beaufsichtigt zu haben.

Dann stellte auch noch ein Juso namens Josef Cap auf dem Bundesparteitag im selben Jahr die berühmten "drei Fragen" nach Kerys Einkommen, seinem verbilligten Strombezug und seiner Waffenleidenschaft. Dies schadete Kery aber ebenso wenig wie seine NS-Vergangenheit (als junger Turnlehrer mit dem Stigma ursprünglich ungarischer Vornamen Tivadar Janos war er 1939 der SA beigetreten) und seine Missachtung von Tempolimits - Dienstwagen war ein Jaguar.

Zunächst fiel Cap auf Bundesebene in Ungnade, Kritiker auf Landesebene wie Gerald Mader und Ottilie Matysek wurden ins Aus manövriert. Erst 1987 setzte es mit dem Erstarken der Haider-FPÖ eine Wahlniederlage (minus sechs Prozentpunkte) - Kery zog sich völlig zurück. (Conrad Seidl, DER STANDARD, Printausgabe, 9.5.2010)