Fin-de-Siècle-Party mit bösem Ende: "Sweet Nothings"

Foto: Walz

Wien - Die ersten großen Premieren der diesjährigen Wiener Festwochen schieben sich wie ungeduldige Vorboten in die Zeit vor den Eröffnungstermin am 14. Mai. Intendant Luc Bondy macht den Anfang und überbringt bereits am Montag, 10.5., seine am Young Vic Theatre in London entwickelte Schnitzler-Bearbeitung Sweet Nothings, die am 4. März des Jahres ebendort Uraufführung feierte, der Standard berichtete.

Höchst zaghaft hat der mit einer Neufassung von Arthur Schnitzlers Liebelei beauftragte schottische Dramatiker David Harrower an den Dreiakter gerührt und ihn sanft, ohne erkennbare eigene Akzente im zeitgenössischen Englisch landen lassen. Und auch Bondys Inszenierung belässt es bei der Heraufbeschwörung einer vergangenen Zeit. Er konzentriert sich auf körperliche Dynamiken, an denen die psychische Gewalt ablesbar wird: Gesten der Zuneigung werden unverhofft zu Handgreiflichkeiten.

Die Szenerie auf einer sich unmerklich drehenden Rundbühne (Karl-Ernst Herrmann) verweist samt Freud-Couch und historisch verbrämten Kostümen (Moidele Bickel) direkt auf den Fin-de- Siècle-Schauplatz in einer schicken Junggesellenwohnung. Diese trägt - erkennbar an ihrer gefährlichen Randlosigkeit - die unheilvolle Entwicklung schon in sich: Ein junger Mann macht eine junge Frau in sich verliebt, während er ein Verhältnis mit einer verheirateten Dame hat, für die er im Duell sterben wird. Das ergibt hochnervöse Menschen, die zu viel rauchen und sich in ihrer unerfüllten Lebensgier verlieren.

Schnitzler-Interpretationen filmischer Natur bietet im Rahmen der Festwochen das Österreichische Filmmuseum bei seinem Max-Ophüls-Schwerpunkt: Liebelei und La Ronde laufen Mitte Mai und Anfang Juni.

Doch zurück zum Start: Bereits diesen Mittwoch landet auch Robert Lepages Neun-Stunden-Werk Lipsynch überpünktlich in der Festwochen-Stadt. Los geht's! (Margarete Affenzeller / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10.5.2010)