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Grafik: APA

An den Kapitalmärkten herrscht Jubelstimmung. Der Rettungsplan für die Eurozone hat Aktien sowie die Anleihen von verschuldeten Staaten steigen lassen. Zudem heizt ein neues Ankaufprogramm der Europäischen Zentralbank die Märkte an. 

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An den internationalen Börsen hat der europäische Rettungsfonds ein Kursfeuerwerk ausgelöst. Der Index der 50 größten börsennotierten Unternehmen des europäischen Marktes, der Eurostoxx 50, ist um mehr als neun Prozent in die Höhe geschossen. Damit hat der Index seinen drittgrößten Tagesgewinn verzeichnen können. Besonders stark bewegten sich die Märkte in den Ländern der Peripherie, in Griechenland etwa stieg der Athener Börsenindex um 9,2 Prozent, in Spanien der IBEX sogar um 12,6 Prozent.

Eine Reihe von bekannten Investoren und Vermögensverwaltern äußerten sich am Montag positiv zu dem Rettungspaket und haben den Märkten weiteren Auftrieb gegeben. Mohamed El-Erian, CEO von Pimco, dem größten Anleiheninvestor der Welt, lobte die "massive Politikantwort". Die Rettung habe die Wirtschaftsstruktur der Eurozone auf eine "komplett neue Dimension" gestellt. Analysten zeigten sich vom 750-Milliarden-Euro-Paket "beeindruckt". Das Geld von europäischen Staaten und dem Internationalen Währungsfonds soll die Schuldenkrise in Griechenland lösen und für Länder wie Portugal und Spanien gänzlich verhindern.

Das ist kurzfristig jedenfalls gelungen. Die Anleihen der Piigs-Länder Portugal, Irland, Italien, Griechenland und Spanien sind stark gestiegen. Ihre Risikoaufschläge, die die Refinanzierung für die Staaten verteuert hatten, sind stark zurückgekommen (siehe Grafik). Der Risikoaufschlag auf zweijährige griechische Papiere ist etwa von 21,5 auf nur 7,6 Prozentpunkte geschmolzen. "Die Marktteilnehmer sind zurecht erleichtert", fasst ein Analyst die Entwicklung am europäischen Anleihenmarkt zusammen.

Mit den massiven Interventionen sind auch Europas Banken aus der Schusslinie gekommen. Sie halten rund 2200 Milliarden Euro an Krediten in diesen Ländern. Der Zinssatz Euribor, zu dem sich Banken untereinander Geld leihen ist in den vergangen Tagen aufgrund der Ängste vor einer Staatspleite stark gestiegen. Am Montag sind Bankaktien deutlich, um fast 15 Prozent, gestiegen.

Tabubruch der Notenbank

Der größte Auftrieb dürfte dabei von der "symbolisch stärksten Maßnahme" gekommen sein, wie Marktstratege Jim Reid von der Deutsche Bank meint. Die Europäische Zentralbank hat eine Kehrtwende vollzogen und den Ankauf von Staatsanleihen angekündigt. In einer Aussendung haben die europäischen Währungshüter das "Securities Markets Programme" (SMP) angekündigt. Hinter dem allgemein gehaltenen Titel verbirgt sich eine umstrittene Maßnahme: Die EZB möchte im Zuge des SMP Anleihen erwerben, die am Markt nicht mehr liquide gehandelt werden können.

Der Umfang des Ankaufprogramms ist zwar noch ungewiss, der Tabubruch für die von der deutschen Bundesbank geprägte Institution spaltet aber die Ökonomen. Um das Inflationsziel der EZB von knapp zwei Prozent zu betonen, wurde in der Aussendung daher festgehalten, dass aus dieser Maßnahme keine Teuerung resultieren soll und daher im Zuge des Programms Liquidität aus dem Markt genommen wird. Dies könnte laut Experten über den Verkauf von liquiden Papieren wie deutschen Bundesanleihen erfolgen.

Kurzfristig aber wollen die Zentralbanker aber mehr Liquidität in den Euroraum pumpen. Drei Liquiditätsspritzen in Form von längerfristigen Programmen soll es im Mai und Juni noch geben. Zudem wurde - wie auch in der Finanzkrise - eine Kooperation mit der US-Notenbank Fed angekündigt, um den europäischen Instituten den Zugang zu Dollars zu erleichtern.

Der Euro hat als Folge der Rettungsmaßnahme zunächst kräftig zulegen können, auf fast 1,31 gegen den US-Dollar, ist aber im Laufe des Nachmittags wieder deutlich auf knapp 1,28 gefallen. (Lukas Sustala, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11.5.2010)