Greifswald - Der Inselreichtum der Karibik ist groß, aber keineswegs konstant. Am Rande der Karibischen hebt vulkanische Aktivität neues Land wie beispielsweise die Kette der Kleinen Antillen über den Meeresspiegel. Im Zentrum der Platte hingegen sind Inseln wieder versunken, wie Forscher der Universität Greifswald auf einer Expeditionsfahrt durch die zentrale Karibik feststellten.

Während der Fahrt des Forschungsschiffes "Meteor" wurden mit einem Fächerecholot ständig Messungen zur Kartierung der Topographie des Meeresbodens durchgeführt. Dabei stellten die Wissenschafter fest, dass die vorhandenen Seekarten, die aus Satellitendaten errechnet wurden, oft sehr ungenau sind. Manche untermeerischen Berge, die auf den Seekarten eingetragen waren, gab es überhaupt nicht; andererseits wurden flache Bereiche angezeigt, die sich als gebirgig, teilweise mit Erhebungen von über 1.000 Metern über dem Meeresboden erwiesen.

Talfahrt

Die größte Überraschung für die Wissenschafter an Bord der "Meteor" waren aber die Proben, die aus einem Kilometer Tiefe von den untermeerischen Bergen hochgebracht wurden. An den Flanken dieser Berge wurden sogenannte "Dredgen" hochgezogen. Eine Dredge ist ein großer Stahlkorb, der an einem mehrere Kilometer langen Stahlseil hinabgelassen und über den Meeresboden geschleift wird, um Gesteine zu sammeln. Doch was dabei ans Licht gebracht wurde, ist wider Erwarten für sehr geringe Wassertiefen typisch: Etwa Spuren von Korallen, Schnecken und Rotalgenknollen, die nur in den lichtdurchfluteten oberen Bereichen des Meeres gedeihen können. Sie sind deutliche Belege dafür, dass die submarinen Berge, deren Gipfel heute in Wassertiefen von 800 bis 1.000 Metern liegen, ehemals als Inseln im Karibischen Meer zu sehen waren - zumindest drei solche Inseln konnten auf der Expedition ausfindig gemacht werden. Ein klarer Hinweis sind auch gerundete Basaltgerölle: Solche Gerölle können nur in stark bewegtem Wasser entstehen, wie es in Flüssen oder in der Meeresbrandung vorkommt.

Das Wachstum der einstigen Korallenriffe konnte zunächst mit dem stetigen Absinken der darunter liegenden Landmassen mithalten; dann starben die Riffe jedoch ab und verschwanden mit der Zeit in der Tiefe. Das Alter der Riffe muss im Detail noch geklärt werden. Doch schon jetzt lässt sich sagen, dass sie vor ungefähr 40 bis 50 Millionen Jahren entstanden. Die Riffe wuchsen auf einer zweiten, viel größeren und heute in Wassertiefen von ungefähr 1.600 bis 1.800 Meter liegenden Plattform auf.

Solche Plattformen, die sich deutlich über die Tiefseeebene in etwa vier Kilometern Tiefe erheben, sind das Ergebnis eines großen submarinen Basaltausflusses, der sich in der mittleren Kreidezeit vor ungefähr 80 bis 90 Millionen Jahren ereignete und große Teile der damaligen Karibischen See mit einer mächtigen Schicht aus Lava bedeckte. In den folgenden Jahrmillionen senkte sich die Plattform beständig ab und nahm Inseln und Riffe mit sich in die Tiefe. (red)