Pullunderträger Herbert (Robert Palfrader) kann darauf verzichten, künftig schluckt sie der Deutsche: "Tante Herthas Rindsrouladen" bereiten beides: Verdruss und Genuss. Freitag, ORF 1, 20.15 Uhr.

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Wien - Wie im Film "Tante Herthas Rindsrouladen" verschmähte "Kaiser" Robert Palfrader Dienstagmittag die Rindsrouladen. Als biederer Pullunderträger Herbert wirft er die selbstgekochte Versorgungsration seiner Tante (Brigitte Neumeister) regelmäßig in den Müll. Zur Vorführung vor Journalisten im Wiener Innenstadtlokal Zu den drei Hacken ließ er sich kurzfristig als erkrankt entschuldigen und den geplante Rouladenschmaus sausen.

In der Gaunerkomödie finden die Rouladen schnell einen dankbaren Abnehmer, nämlich als der gerissene Ganove Chester (Henning Baum) ins Spiel kommt. Chester ist Deutscher - und die sind ja schlechtes Essen gewohnt, lautet die ätzende Botschaft. Fortan baden sich die Beteiligten in dieser Sauce aus abgestandenen Klischees und überwürztem Kopiesud. Pate für die österreichisch-deutsche Produktion stand - unschwer zu erkennen - die britisch-amerikanische Komödie "Ein Fisch namens Wanda".

Nahmen anno 1988 Jamie Lee Curtis, Kevin Kline, John Cleese und Michael Palin britisch-amerikanische Eigenheiten genüsslich auseinander, versuchen ORF und Sat 1 den kalkulierten Erfolg: Patschert und bauernschlau sind die Ösis, wichtigtuerisch und blind aktiv die Nachbarn - darüber lachen Zuschauer beider Länder und sind kaum beleidigt. Produziert wird, weil's bekömmlich ist und dem heimischen Naturtalent Palfrader die Tür nach Deutschland öffnet. Für den Kulturtransfer steuerte der Fernsehfonds 314.000 Euro bei. Ihm geht es um den ökonomischen Wert des Filmstandorts Österreich. Qualität bleibt da allzu oft ungefördert. (Doris Priesching/DER STANDARD; Printausgabe, 11./12.5.2010)