Verbote seien besser als heimliche Blicke über die Schulter

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In der Diskussion um Überwachung am Arbeitsplatz registriert die Arbeiterkammer (AK) Oberösterreich eine deutliche Zunahme an Beratungen von Betriebsräten: Die Anfragen im Bezug auf technische Kontrollmöglichkeiten hätten sich in den vergangenen eineinhalb Jahren nahezu verdreifacht. Das berichtete die AK-Expertin für Datenschutz und EDV-technische Kontrollsysteme, Doris Formann, in einer Pressekonferenz am Mittwoch in Linz. Präsident Johann Kalliauer tritt für "klare Spielregeln" statt eines latenten Gefühls der Unsicherheit ein.

Umfrage

In einer von der AK beauftragten IFES-Umfrage von 2009 erklärten zwölf Prozent, dass sie sich "ziemlich sicher" überwacht fühlen, 14 Prozent antworteten mit "wahrscheinlich schon". 47 Prozent nehmen an, dass ihre E-Mails und ihre Internetnutzung kontrolliert werden. 36 Prozent gehen von einer kontinuierlichen Beobachtung während der Arbeit durch den Vorgesetzten aus. 29 Prozent erklärten, dass Arbeitskollegen nach Krankenständen befragt worden sind, 28 Prozent berichteten davon, selbst befragt worden zu sein. 16 Prozent fühlen sich durch Videokameras überwacht.

Verbote besser als Ungewissheit

Es sei geschickter, manche Dinge von vornherein zu verbieten, statt Mitarbeiter im Unklaren zu lassen, betonte Kalliauer. Allein das Gefühl zu haben, dass es jederzeit möglich ist, überwacht zu werden, sei sehr belastend. Der Arbeiterkammerpräsident fordert einen Rechtsanspruch auf die Befugnis des Betriebsrates, Beschäftigte in datenschutzrechtlichen Angelegenheiten zu vertreten. Zudem solle es möglich sein, dass Arbeitnehmervertreter direkten Zugriff auf elektronische Systeme zur Ausübung der Kontrollpflicht haben. (APA)