Kontrahenten im thematischen Großraum Eberau - der grüne Michel Reimon

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und der rote Landeshauptmann.

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Johann Tschürtz kämpft für die Sicherheit,

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 Franz Steindl wird sie, jedenfalls im Moment des Schnappschusses, zuteil.

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Eisenstadt - Im Endspurt von Wahlkämpfen geht es traditionell um die letzten Mobilisierungsreserven. Zielgruppe sind jene, denen man schon ordentlich Angst machen muss, um sie in die Wahlzelle zu bringen und dort das Kreuz an der richtigen Stelle zu machen. Differenziertes Argumentieren wäre da fehl am Platz. Da malt man dann schon lieber gleich den Teufel an die Wand.

Im Burgenland trägt der, auf beiden Seiten gleichermaßen, die Farbe Blau. Blickt man vom ÖVP-Platz auf den Beelzebub, erscheint er in klarem Rot-Blau, wie nicht nur Generalsekretär Fritz Kaltenegger ("Das ist längst paktiert" ) erklärt. Aus anderem Blickwinkel trägt der Herr der Fliegen Schwarz-Blau. Das, so SP-Landesgeschäftsführer Robert Hergovich, "ist schon paktiert" .

Näheres Nachfragen verböte sich eigentlich durch die Natur der Sache. Allerdings ist das Verbotene seinerseits durch gewisse Regeln des Qualitätsjournalismus verboten, sodass der Standard schon irgendwie ernsthaft daran interessiert war, zu erfahren, worauf das "Alle wissen, dass ..." (Hergovich) und das "Es gibt starke Indizien, dass ..." (VP-Geschäftsführer Christian Sagartz) fußen könnten.

Das rote Wissen stützt sich unter anderem (einschlägige Kooperationen in Gemeindestuben, das Jahr 2000, das Abspringen der ÖVP-Jugend von der pannonischen Anti-Strache-Plattform) auf ein "Geheimtreffen" zwischen VP-Chef Franz Steindl und dem burgenländischen FP-Nationalrat Norbert Hofer im Siegendorfer Landgasthaus Kruisz.

Schwarze Indizien

Die schwarze Indizienkette reicht - gedächtnismäßig beinahe elefantengleich - bis ins Jahr 1970 zurück, als Bruno Kreisky sich von der FPÖ die Alleinregierung absegnen ließ. Kurt Safrata, der Sprecher des konspirativen Franz Steindl, vergisst aber auch nicht auf das Jahr 1987. Da hatte die burgenländische SPÖ unter Theodor Kery die Absolute verloren, "Hans Sipötz aber wurde mit FP-Hilfe Landeshauptmann" . Eingedenk des verbotenen Verbots erlaubte sich der Standard, darauf hinzuweisen, dass es damals genau umgekehrt gewesen sei. Nur das Umfallen eines von drei FPÖ-Mandataren brachte den bereits besiegten VP-FP-Pakt zum Scheitern. Aber solch ein Hinweis ficht jetzt naturgemäß niemand an, auch Safrata nicht, zumal "die ÖVP damals ja mit offenem Visier gekämpft hat" .

Gewisse - und gewiss marginale - Unschärfen finden sich auch in den roten Wandmalereien. Nicht zuletzt solche der Arithmetik, welche eine schwarz-blaue Landeshauptmannkür nur im Fall eines echten Erdrutsches denkbar erscheinen lässt. Es sei denn, meint Robert Hergovich, die Grünen gehen mit oder - "da gibt es schon Umfragen" , freilich geheime - sie fliegen aus dem Landtag. Ein solches "Mitgehen" haben die Grünen stets definitiv ausgeschlossen und würde sie - wie übrigens auch die von Bundeskanzler Werner Faymann diesbezüglich eingeschworene SPÖ - bundespolitisch vor eine ziemliche Zerreißprobe stellen.

Das Model des an die Wand gemalten Gottseibeiuns zeigt sich angesichts der hektischen Mutmaß-Arbeit "schon amüsiert" . Landesparteisekretär Géza Molnár meint, die konträren Mutmaßungen seien "ein Beleg in sich" dafür, dass die Wandmalereien "völlig haltlos sind" . Aber werbetechnisch sei, gibt er zu, der Umstand, dass bei jeder roten oder schwarzen Wahlveranstaltung die Blauen ein Thema seien, "sicher kein Nachteil" . (Wolfgang Weisgram, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15.5.2010)