Khattiya Sawatdiphol, der abtrünnige General der thailändischen Armee, gab einem Reporter der New York Times gerade ein Interview, als ihm in den Kopf geschossen wurde. Seit dem Attentat auf den Militärchef der Rothemden am Donnerstag ist die Lage in Bangkok wieder vollends außer Kontrolle geraten. Von einem offenen Bürgerkrieg ist inzwischen die Rede. Dabei waren die Regierung und die Anhänger von Ex-Premier Thaksin Shinawatra zuletzt nach zwei Monaten der Proteste in der thailändischen Hauptstadt knapp davor, einen Kompromiss zu schließen und sich auf Wahlen im November zu einigen.

Gescheitert ist der Fünf-Punkte-Kompromiss daran, dass die Rothemden darauf beharrten, Premier Abhisit Vejjajiva und dessen Vize Suthep Thaugsuban für Tote bei einer Demonstration im April zur Verantwortung zu ziehen. Dahinter steht eine Spaltung Thailands in beinahe allen Bereichen - sozial, je nach Herkunft aus dem Norden oder Süden, und sogar institutionell: Polizei und Armee zeigen in Teilen Sympathien für die Rothemden.

Wann und wie es in dieser Situation so etwas wie Versöhnung geben kann, ist nicht absehbar. Dafür lässt sich genau verfolgen, wie eines der Musterländer in Asien an Boden verliert: In den vergangenen Tagen haben Investoren mehr als eine halbe Milliarde Dollar aus Thailand abgezogen. Und auch die Touristen bleiben zunehmend aus. Dieser Druck wird die Spannungen noch verstärken. (Christoph Prantner/DER STANDARD, Printausgabe, 15.5.2010)