Wien - Kardinal Christoph Schönborn zeigt Verständnis für den vor der Pension stehenden Eisenstädter Bischof Paul Iby, der den Pflichtzölibat infrage gestellt hat. "Die Sorgen, die Bischof Iby hier zum Ausdruck gebracht hat, sind unser aller Sorgen", erklärte Schönborn am Montag nach dem Pfarrgemeinderats-Kongress in Mariazell am Wochenende.

Wie berichtet, hatte Iby gemeint, dass die Aufhebung des Pflichtzölibats für die Weltpriester sicher eine Erleichterung wäre, und gleichzeitig auch die Priesterweihe für Frauen für überlegenswert befunden. Bisher hatten sich die heimischen Bischöfe schweigsam zu den "heißen Eisen" gezeigt, deren Behandlung auch in der Pfarrgemeinderäte-Konferenz angekündigt wurde, dann aber doch nicht öffentlich stattfand. "Ich bin froh, in einer Kirche zu leben, in der es Rede- und Meinungsfreiheit gibt", sagte Schönborn nun zu Ibys Vorstoß, auch wenn "nicht unbedingt" alle die Lösungsansätze teilen würden. Schönborn verordnete sich und der heimischen Kirche nach der Konferenz auch allgemein ein "kritisches Gegenlesen" .

Als "konkretes Ergebnis" der Konferenz bezeichnete Schönborn die erneute Ankündigung, österreichweit verbindliche Richtlinien für die Verhinderung von sexuellem Missbrauch und Gewalt bis zur nächsten Vollversammlung der Bischofskonferenz im Juni zu erarbeiten.

Die gegen den Vorarlberger Bischof Elmar Fischer erhobenen Gewaltvorwürfe werden unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt höchstwahrscheinlich nicht zu einer Anklage führen. Bei der polizeilichen Befragung der Personen, die die Anschuldigungen gegen Fischer erhoben, stellte sich heraus, dass die Taten längst verjährt wären. (APA, red/DER STANDARD, Printausgabe, 18.5.2010)