Ein Ulf der Wiener Linien im Klima-Wind-Kanal, in dem für Testzwecke Sonnenschein und leichter Wind herrschen - Heizmatten mit 38 Grad simulieren innen die Fahrgast-Hitze

Foto: DER STANDARD/Christian Fischer

Wien - Draußen in der Paukerwerkstraße in Floridsdorf pfeift der Sturm, dass die Fahnen vor dem Gebäude der Rail Tec Arsenal nur so im Wind knattern. Drinnen im Klima-Wind-Kanal scheint hingegen die Sonne, und ein leichtes Mailüfterl umweht die Bim der Wiener Linien, die dort zu Testzwecken steht.

Mit Öffis in der Stadt unterwegs zu sein ist eine der umweltschonendsten Arten, sich fortzubewegen. Doch auch in den Straßenbahnen selbst soll in Zukunft Energie gespart werden. Im Rahmen des Forschungsprojektes „EcoTram" wird nun nach Wegen gesucht, den Energieverbrauch durch Lüftung, Heizung und Klimaanlage noch weiter zu senken. Beteiligt an dem Projekt sind die Rail Tec Arsenal, die TU Wien, Siemens, die SCHIGmbh, die Wiener Linien und die Vossloh Kiepe Gmbh, ein Hersteller von Klimasystemen für öffentlichen Verkehrsmittel.

„Durch die Klimatisierung der Niederflurstraßenbahnen ist der Komfort für die Fahrgäste, aber auch der Energieverbrauch gestiegen", sagt Michael Lichtenegger, Geschäftsführer der Wiener Linien. Die beste Lösung wäre, die Bims einfach besser zu isolieren, doch dies würde die Fahrzeuge wieder so schwer machen, dass bei der Beschleunigung viel mehr Energie verbraucht würde als bisher. Außerdem ginge trotzdem durch das häufige Öffnen der Türen noch immer viel Energie verloren.

Klimawandel in der Bim

Deshalb steht nun auch der Ulf im Klima-Wind-Kanal: um den Energieverbrauch bei unterschiedlichsten Wetterbedingungen zu testen. Im Inneren der Bim simulieren rote, 30 Grad warme Heizmatten auf den Sitzen die Körperwärme der Fahrgäste. Luftbefeuchter sorgen für die entsprechende Luftfeuchtigkeit - ein richtiges Straßenbahnfeeling an einem Sommertag eben, allerdings ohne Leberkäsesemmelduft und sonstige Bim-Gerüche.

Aus den so gewonnen Daten soll ein Modell erstellt werden, mit dessen Hilfe die einzelnen Verbesserungsmöglichkeiten auf Aufwand und Wirtschaftlichkeit geprüft werden können. Danach soll ein Testfahrzeug für sechs bis acht Monate im Probebetrieb eingesetzt werden. Unter anderem soll ein Sensor anhand der Kohlendioxid-Werte aus der Atemluft im Inneren der Bim die Anzahl der Fahrgäste errechnen und dementsprechend die Klimaanlage steuern. Bis zu 600.000 Kilogramm CO2 und zehn Prozent des Energiebedarfs könnten jährlich einspart werden. Die Kosten für das Projekt betragen für die ersten eineinhalb Jahr 800.000 Euro, 67 Prozent davon fördert der Klimafonds.
Michael Lichtenegger kann sich durchaus vorstellen, alle Niederflurgarnituren der Wiener Linien umzurüsten. „Wenn man bedenkt, dass Straßenbahnen bis zu 35 Jahre in Betrieb sind, rechnet sich das bestimmt." (Bettina Fernsebner-Kokert/DER STANDARD, Printausgabe, 19. Mai 2010)