Washington DC/Wien - Gut gemeint ist oft das Gegenteil von gut ... in wenigen Bereichen ist der alte Spruch so passend wie bei Neozoen und Neophyten. Die Kopoubohne (Pueraria lobata) etwa - bekannter unter ihrem Kamen Kudzu - war 1876 ein Geschenk der japanischen Regierung zum 100. Geburtstag der Staatsgründung der Vereinigten Staaten. Aufgrund der schönen und wohlduftenden Blüten wurde das schnellwuchernde Gewächs dann in den 1930er-Jahren zur Bepflanzung der Straßenränder verwendet, um die Erosion zu verhindern. Schlechte Idee. Der Kudzu fand in seiner neuen Heimat optimale Lebensbedingungen vor und wurde so immer mehr zu einem Eindringling ohne Feinde. Manche Forscher berichten darüber, dass schätzungsweise 30.000 Quadratkilometer heute vollständig von dem Bohnengewächs überwuchert sind.

Nun haben Forscher um Jonathan Hickman von der New Yorker Stony Brook University überdies nachgewiesen, dass das Gewächs einen signifikanten Anteil an der Produktion des bodennahen Ozons in den südöstlichen Staaten der USA trägt. Die invasive Pflanze produziert nämlich zwei chemische Substanzen, die die Entstehung des gesundheitsschädlichen Gases fördern. Wie auch bei anderen Artverwandten der Leguminosen (Bohnengewächse) sind die in Symbiose mit den Wurzeln lebenden Bakterien des Kudzu in der Lage, Stickstoff aus der Luft zu fixieren. Dabei produziert die Pflanze Isopren und Stickoxide. Beide Substanzen bilden, wenn sie mit dem Luftstickstoff in Verbindung kommen, Ozon.

Schädling

"Wir haben entdeckt, dass diese chemische Reaktion zu einer 50-prozentigen Zunahme von Tagen, an denen die Ozonwerte die von der Umweltbehörde festgelegten Grenzwerte überschreiten, führt", so Studien-Koautor Manuel Lerdau, Professor für Umweltforschung in Biologie an der University of Virginia. Mit den beiden Atmosphären-Forschern Shiliang Wu und Loretta Mickley von der Harvard University wurden die 50-Jahres-Auswirkungen der Kudzu-Invasion auf die Luftgüte umgerechnet. Gemessen wurde an drei verschiedenen Standorten in Georgia.

"Was wir gefunden haben, läßt den Schluss zu, dass diese biologische Invasion die Luftgüte verschlechtern kann. Eine stärkere Luftverschmutzung führt zu einer stärkeren Gesundheitsbelastung und zur Abnahme der landwirtschaftlichen Produktivität", erklärt Lerdau. "Das sind alles Argumente, die dafür sprechen, diesen biologischen Invasor auszurotten." (pte/red)