"Oida, host a poar Kauri fir mi?"

Foto: Robert Newald

Halten Sie sich fest, ich muss Sie heute mit einer üblen Nachricht schocken: Dem Euro ist nicht mehr zu helfen. Der Kontinent hat einfach zu viele Leichen im Keller, als dass seine Währung überleben könnte.

Die Griechen wissen vor Schulden nicht mehr aus noch ein. Die Bayern klagen die Kärntner durch Sonne und Mond. Die österreichischen Nichtkärntner weigern sich, erneut für die Kärntner zu blechen. Zu schlechter Letzt geht auch noch die Europäische Zentralbank pleite. 2011 ist es so weit. Knall. Peng. Euro kaputt. Auf Nimmerwiedersehen. Was aber kommt dann?

Hier die Vorausschau auf das mutmaßliche Post-Euro-Zeitalter. Nach einer zeitweiligen Rückkehr zur guten alten Tauschwirtschaft (für fünf Burenhäutl oder zwanzig Fläschchen Activia kriegt man man eine Staatsopernkarte etc.) beschließt der österreichische Nationalrat 2012 die Einführung einer Ersatzwährung. Die Wahl fällt auf die historisch bewährte Kaurimuschel.

Experten der Finanzmarktaufsicht wenden zunächst ein, dass die Muschel der von Sigmund Freud her bekannten Vagina dentata ähnelt und bei sensiblen Österreichern womöglich auf Akzeptanzprobleme stoßen könnte.

Eine Umfrage der Nationalbank gibt Entwarnung: So gut wie niemand fürchtet sich davor, von dem neuen Währungsmittel gebissen zu werden. Damit also grünes Licht für die definitive Kaurifizierung des österreichischen Finanzwesens.

Die Österreicher gewöhnen sich schnell ans neue Geld, auch die Schnorrer ("Oida, host a poar Kauri fir mi?"). Binnen einiger Monate pendeln sich die Preise ein: Ein Krügerl kostet drei Kauri neunzig, das Autobahnpickerl 80, ein Lobbyauftrag bei Walter Meischberger zehn Millionen Kauri (vor Steuern). KHG gründet einen Investmentfonds mit zwar mieser Performance, dafür aber einem hübschen Namen ("Kauri International Power").

Einzige Kritikpunkte an der neuen Währung: Die Kaurimuscheln lassen sich nur schlecht durch die alten Euro-Schlitze bei den Münzautomaten drücken. Andere klagen nach dem Transport größerer Kauri-Summen über ausgebeulte Hand- oder Hosentaschen. Zum Glück schafft ein pfiffiger Tiroler Banker Abhilfe: Er erfindet eine auf dem Rücken zu tragende Kauri-Kraxn, mit der sich bis zu 2500 Kauri bequem transportieren lassen. Danke schön. Genau das war es, was wir gebraucht haben. (Christoph Winder, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 22./23./24.05.2010)