Cover: Scheidegger & Spiess

Ein endloser, auswegloser Kreislauf also. So ist das ursprüngliche Werk der Schweizer Grafiker M. S. Bastian und Isabelle L. beschaffen: 32 aneinandergereihte Schwarz-Weiß-Gemälde, die ein

Thema erschöpfend variieren, zitieren, verwandeln und steigern: die Apokalypse, die Erzählung vom Weltende. Sie ist nicht neu. Von der Bibel bis zu jüngsten Deutungen von 9/11 ging sie in die Kulturgeschichte und in die Albträume der Menschen ein. Sie begegnet uns in Bildern des Barock, bei Goya und Bosch, in den Grafiken und Fotos von Kriegen, im mexikanischen Totenkult, im Film, nicht zuletzt in der "Trivialkultur".

In der Form eines langen und keineswegs komischen Comic verarbeiteten die beiden Künstler denn auch die Schreckensbilder zu einer einzigen Passion. In reduzierter Form erschien ihre Bastokalypse nun als Buch, genauer als immer noch fast 14 Meter langer, gefalteter Leporello, in den man überall eintauchen kann und aus dem man kaum wieder herausfindet. Die Rückseite aber dient als Wegweiser. Hier breitet der Kulturjournalist Konrad Tobler die zahlreichen Bezüge aus, die im grotesken Ringelspiel verarbeitet sind. Neben einer kurzen, dichten Geschichte der Apokalypse-Rezeption verweist er insbesondere auf die Kraft des gewählten zeichnerischen Genres: Bastokalypse "schafft die Quadratur des Kreises zwischen Trivialität und Kunstanspruch.

Und es ist eigentlich obsolet geworden, auf die Tatsache hinzuweisen, dass die Ästhetik des Comic schon längst Einzug in die hehre Kunstwelt gehalten hat. "Wie es M.S. Bastian und Isabelle L. gelungen ist, den Rahmen des Trivial-Komischen zu sprengen, das ist einen, nein: viele Blicke wert. (Michael Freund, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 22./23./24.05.2010)