Es geht ja so schnell. Nicht das Cabrio – das wohl auch –, aber ich meine das Verkühlen. Wenn man schon einmal die Chance hat, einen 370Z zu fahren, dann macht man das offen. Den Kragen hochgeschlossen, die Lüftung auf Hochofen gedreht, und die Sitzheizung grillt die Stelze. Innerlich kocht man eh, wegen der 328 PS, die der Nissan 370Z versucht, via ESP in Vortrieb umzusetzen.

Foto: Rudolf Skarics

Trotzdem zieht es leicht um den Kopf, und wenn man im Stop-and-Go-Verkehr in den Regen kommt, muss man als nur gering Kopfbehaarter damit rechnen, dass der Kollege meint: "Mach's Dachl zu, du bist schon ganz glatzert!" Man verkühlt sich halt leicht in einem Cabrio, wenn man in den rund 20 Sekunden, während derer das Fetzendach aufgeht, die Eisheiligen auslacht.

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In 20 Sekunden ist auch der Kerl im Protz-Auto abgefertigt, wenn er gegen den Nissan 370 Z antesten will. Die Jenny Pippal im Navigationsgerät kündigt an, dass es sich gezieme, die Geschwindigkeit zu reduzieren: "Es kommt sicher eine Mautstelle." Runterhakeln auf die Zweite – wegen der Synchro-Rev-Control, die automatisch die Drehzahl anpasst, heult der Motor auf. Mitten in der "sicher kommenden Mautstelle" tritt der Protz-Pilot gleichzeitig mit mir das Gaspedal in die Bodenplatte. Noch bevor ich den Nissan in die Vierte schalte, fahrt der Kollege in der ersten Fahrspur und macht plötzlich einen auf Spritsparer. Man verkühlt sich halt leicht, wenn man gegen den Nissan 370Z anprobiert.

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Wer ordentlich im Sechs-Gang-Getriebe mit den extrem kurzen Schaltwegen wühlt, beschleunigt den Hecktriebler in 5,5 Sekunden aus dem Stand auf hundert. Über 5000 Umdrehungen macht der Nissan auch kein Geheimnis mehr aus seinen Sportgenen und röhrt wie sechs Hirsche Ende September. Darunter lässt er sich – etwa im Stadtverkehr – leise und alltagstauglich fahren. Man muss nur aufpassen, dass einen die vielen Knöpfe, die Nissan zum Spielen eingebaut hat, nicht vom Verkehr ablenken. Es macht halt keinen schlanken Fuß, wenn man mit dem 370Z im Kofferraum des Vordermanns spazierenfährt.

Foto: Rudolf Skarics

Ich fahr lieber mit den Jungs im Friaul spazieren. Drehe das ESP ab und sauge die Bergstraße auf wie ein Kettenraucher seinen ersten Tschick nach einem Acht-Stunden-Flug. Die Straße ist ob des Regens rutschig. Weil sie nur in ein kleines Dorf führt, ist sie auch schmal. Das macht mit einem Cabrio, das enorm viel Sport für ein halbwegs sorgsam behandeltes Geldbörsel bietet, viel Spaß. Aber "AHH", ohne ESP verkühlt man sich wegen der Power leicht. (Guido Gluschitsch/DER STANDARD/Automobil/21.5.2010)

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ZWEITE MEINUNG

Japanische Sportwagen haben es schwer, unsere Herzen zu gewin- nen, sofern sie jenseits der Spaß- und-Freude-Abteilung (zum Beispiel Mazda MX-5), als Vollblut-Sportwagen ernst genommen werden wollen. Nissan, mit seiner Z-Serie schon ein historischer Dauerbrenner, hat mit dem 370Z trotzdem eine echte Steilvorlage geliefert. Extrem leicht zu fahren, rund in der Leistungsentfaltung, hochwertig in der Verarbeitung, da lassen sich fast im Vorübergehen exzellente Rundenzeiten auf die Piste zaubern – während er im Alltag ein hübscher Roadster ist, der durchwegs positive Resonanzen hervorruft. (Rudolf Skarics/DER STANDARD/Automobil/21.5.2010)

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