Sie sind diejenigen, die eines Tages all die Rettungs- und Schutzschirmmilliarden bezahlen werden: die nächste Generation. Die Spaßgeneration? Die unpolitische Generation? Die Generation, die ständig auf Partys gehen will, statt Kinder in die Welt zu setzen, wie eine Ministerin meinte? Wir werden wohl schon bald einen anderen Namen für sie finden müssen: die Spar-generation.

In praktisch allen Ländern Europas rollt eine Sparwelle an, die öffentliche Ausgaben aller Art drastisch reduzieren soll. In Österreich sind die großen Brocken im Budget - Pensionen, Beamte, Gesundheitswesen - schwer zu zerkleinern. Da wird als Erstes wohl das Förderungswesen unter die Lupe genommen werden. Bei uns wird alles gefördert, vom Wohnbau bis zum Fußballverein, da sei viel Sparpotenzial drin, sagte vor kurzem der IHS-Chef Bernhard Felderer. Das stimmt, aber es sind auch viele Jobs drin, vor allem für Junge.

Nicht zuletzt junge Leute mit akademischer Ausbildung sind in den letzten Jahren in großer Zahl in geförderten Projekten untergekommen. Über deren Notwendigkeit kann man diskutieren, aber sie haben viele in Lohn und Brot gebracht - die meisten freilich in befristeten Arbeitsverhältnissen, ein Trend, der sich im Zug der Krise und der Budgetsanierung noch verstärken wird.

Heutige Berufsanfänger arbeiten in großer Zahl in prekären Jobs, wobei der Anfängerstatus viele Jahre dauern kann. Unbefristete Anstellungen sind rar wie Sechser im Lotto. Kein Wunder, dass jetzt das große Zittern beginnt: Mein Vertrag läuft noch drei Monate, sagt eine Museumsmitarbeiterin. Ich werde immer nervöser und verbringe fast jeden Abend mit dem Schreiben von Bewerbungen - Erfolgzweifelhaft.

Eine von vielen in der selben Lage. Ende zwanzig, Universitätsabschluss mit Auszeichnung, drei Sprachen, Auslandsaufenthalte; hilft alles nichts. Eine stabile Beziehung lässt sich unter diesen Umständen schwer aufbauen, eine Familie gründen desgleichen. Die Generation Prekariat lebt gleichsam auf gepackten Koffern. Und die Unsicherheit wird immer größer.

In den letzten Jahren haben Ältere oft über die Jungen die Nase gerümpft. Diese jungen Leute ließen sich alles gefallen, meinten diejenigen, die in den Sechzigerjahren jung waren, diese Jungen engagierten sich nicht, sie seien zu jedem Kompromiss bereit.

Und wirklich, viele junge Angestellte lassen sich ohne Murren ausnutzen. Junge Journalisten arbeiten bei Publikationen, deren Blattlinie sie verabscheuen. Junge Werbeleute promoten Produkte, die sie selbst für überflüssig oder minderwertig halten. Aber wer will sie dafür tadeln? Sie sind froh, dass sie einen Job haben. Da bleibt nicht viel Raum für große Träume.

Unter den vielen Krisenszenarien, die derzeit kursieren, ist auch dieses des Nachdenkens wert: dass da eine junge Generation heranwächst, die sicher sein kann, dass sie schlechter leben wird als ihre Eltern. In Zukunft wird für sie auf lange Zeit das Geld knapp sein. Umso wichtiger, dass diese Jungen Vorbilder sehen, die ihnen trotzdem eine lebenswerte Perspektive zeigen. (Barbara Coudenhove-Kalergi, DER STANDARD Printausgabe, 25.05.2010)