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Christine Marek

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Wien - Die Wiener ÖVP-Chefin Christine Marek hat am Dienstag Kritik an der Arbeitsmarktpolitik in der Bundeshauptstadt geübt. Insbesondere die "Doppelgleisigkeit" zwischen Arbeitsmarktservice und Wiener Arbeitnehmerförderungsfonds (WAFF) sei einzustellen: "Sie hilft nichts und verursacht nur Kosten." Beide Institutionen bräuchten eine Neuausrichtung, so Marek bei einem Business Brunch mit Unternehmern zum Thema "Arbeit und Beschäftigung".

Ein Hauptproblem des AMS sei die schlechte Betreuung von Großkunden, klagte die Stadtkonservative. Sie höre öfters von Unternehmern den Satz: "Wenn ich qualifiziertes Personal suche, melde ich mich sicher nicht beim Arbeitsmarktservice." Marek verwies dabei auch auf den Rechnungshofbericht von Ende Jänner, der das Key Account Management des AMS Österreich als noch nicht effizient genug kritisiert hatte.

Kursproblematik

Angesprochen wurde zudem die "Kursproblematik", wobei Schulungsmaßnahmen hinsichtlich Effizienz und Punktgenauigkeit hinterfragt wurden. Marek brachte das Beispiel einer Akademikerin, die in einen Gabelstaplerkurs geschickt worden sei. Alles sei nur noch auf die Masse ausgerichtet: "Individualität ist fast unanständig, habe ich das Gefühl."

Schlechte Noten gab es auch für den WAFF, der "sozusagen ein zweites AMS" darstelle. Hier gebe es ebenso Missstände im Hinblick auf Wirksamkeit und Schlagkraft. Marek forderte von der Stadtregierung die Offenlegung der Finanzströme an den Fonds, "um dessen Nutzbringung zu prüfen". Nicht aussparen wollte die Parteichefin freilich Wahlkampftöne. Wien leide seit Jahren an einer Wachstumsschwäche, Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) sei mit seinem Ziel der Vollbeschäftigung kläglich gescheitert. Wenn die Absolute der SPÖ nicht gebrochen werde, werde sich an den verkrusteten Strukturen nichts ändern, so ihre Warnung.

SPÖ und Grüne werfen Marek Ahnungslosigkeit vor

SPÖ und Grüne werfen Marek in Aussendungen Ahnungslosigkeit vor. "Diese unqualifizierten Angriffe richten sich von selbst", bezichtigt SP-Mandatar Norbert Bacher-Lagler Marek der "Inkompetenz und Unkenntnis". So sei die Kritik am Arbeitnehmerförderungsfonds - da auf Initiative der Sozialpartner eingerichtet - wohl als Kritik an den eigenen Parteikollegen zu verstehen.

Die Fondsaktivitäten würden eng mit anderen Akteuren der Arbeitsmarktpolitik abgestimmt, um Doppelstrukturen zu vermeiden, sieht der Sozialdemokrat bei seiner politischen Konkurrentin "haarsträubenden Unkenntnis der Wiener Institutionen". Zudem seien alle Mittel für den WAFF völlig transparent, da die Dotierung im Gemeinderat erfolge.

Unwissenheit diagnostizierten auch die Grünen und empfahlen Marek, ihre Kritik am AMS bei ihren Kollegen in der Bundesregierung zu deponieren. "Dort, wo das AMS des Bundes versagt, kann auch der WAFF nicht einspringen", argumentierte die nicht amtsführende Stadträtin Monika Vana. Sie forderte eine "Totalreform" des Arbeitsmarktservices mit mehr individueller Beratung und sinnvollen Kursen sowie die Budgetverdopplung für den WAFF. Dieser erarbeite wichtige und innovative Arbeitsmarktprojekte. (APA)