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"HIV/AIDS - der Generationenvergleich" Im Bild vlnr: Maria Zesch, Geschäftsführer Marketing T-Mobile Austria, Gery Keszler, Obmann AIDS LIFE, Brigitte Schmied, Präsidentin der Österreichischen AIDS Gesellschaft, Christine Buchebner, GfK Austria.

Foto: APA-OTS/Ian Ehm

Knapp ein Drittel der ÖsterreicherInnen glaubt, dass kein Unterschied zwischen HIV und AIDS bestehe. 93 Prozent wissen, dass ein Kondom vor AIDS schützt, aber nur rund 50 Prozent der Befragten schützen sich gegen sexuell übertragbare Infektionen - und wieder nur die Hälfte davon mit einem Kondom.

41 Prozent sind der Meinung, "Menschen, die normal leben, bekommen kein HIV oder AIDS", 26 Prozent glauben "AIDS ist eine Krankheit, mit der sich nur Homosexuelle oder Drogensüchtige anstecken". Bei vielen gilt Treue als ausreichender Schutz vor HIV und AIDS und ganze zehn Prozent setzen auf sorgfältige Körperpflege als AIDS-Prävention.

Bundesweite Studie

98 Prozent der Bevölkerung haben die Begriffe HIV/AIDS schon einmal gehört. "Die Awareness ist also gut gelungen", schließt Christine Buchebner vom Meinungsforschungsinstitut GfK Austria aus dieser Zahl, "dennoch fühlt sich ein Viertel der Österreicher schlecht bis sehr schlecht informiert."

Tausend Personen ab 15 Jahren wurden vom 26. April bis zum 12. Mai 2010 bundesweit vom GfK Austria zum Thema HIV/AIDS befragt. Im Rahmen der am 25. Mai anlässlich eines Pressegesprächs präsentierten Studie wird deutlich: Mit steigender Schulbildung steigt das Gefühl, gut informiert zu sein, mit abnehmendem Bildungsniveau sinkt das Wissen über HIV und AIDS.

"Zungenkuss führt zur Ansteckung"

Sechs von zehn ÖsterreicherInnen sind der Ansicht, dass viel zu wenig über HIV und AIDS gesprochen werde, wobei deutlich wird, dass jene Menschen, die sich gut über das Thema informiert fühlen, mehr Aufklärung fordern, als jene, die sich weniger gut informiert fühlen. 93 Prozent der Befragten wissen von der Ansteckungsgefahr über ungeschützten Geschlechtsverkehr, 80 Prozent über den Kontakt mit Blut. Ganze 24 Prozent glauben, dass man sich durch den Zungenkuss mit HIV/AIDS anstecken kann. 76 Prozent glauben, dass Bluttransfusionen den HIV-Virus übertragen können. "In Österreich gibt es kein Risiko bei Bluttransfusionen", informiert Brigitte Schmied, Präsidentin der Österreichischen AIDS-Gesellschaft und lokale Präsidentin der Internationalen AIDS-Konferenz "AIDS 2010", die im Juli in Wien stattfinden wird.

Mutter-Kind-Übertragung

Dass 59 Prozent der Befragten eine Übertragung des Virus von der infizierten Mutter auf ihr Baby für wahrscheinlich halten, entspricht laut Schmied ebenfalls nicht den Tatsachen: "Durch die antiretrovirale Kombinationstherapie konnte das Risiko der Mutter-zu-Kind-Übertragung effizient reduziert werden. In Kombination mit der Entbindung per Kaiserschnitt und dem Verzicht auf das Stillen liegt das Infektionsrisiko für das Kind unter ein Prozent."

Ein bis zwei Neu-Infektionen pro Tag

Nach wie vor infizieren sich in Österreich ein bis zwei Menschen täglich mit dem HIV-Virus. "Daran hat sich in den vergangen 30 Jahren leider nichts geändert", bedauert Gery Keszler, AIDS LIFE-Obmann und Life-Ball-Organisator. "Der Life-Ball rasselt laut mit der Kette. Er trägt dazu bei, dass Menschen großflächig mit den Begriffen HIV und AIDS konfrontiert werden." Dass der Life Ball 2009 einen Reinerlös von gut 1, 6 Millionen Euro für nationale wie internationale HIV/AIDS-Projekte lukrieren konnte, sei neben den engagierten Life-Ball-Mitarbeitern vor allem den Kooperationen mit Unternehmen zu verdanken, betont Keszler. Heuer konnte T-Mobile erstmals als Life-Ball-Partner gewonnen werden.

HIV-Test als freiwilliger Routinetest

Für den HIV-Test als freiwilligen, in die Gesundenuntersuchung integrierten Routinetest plädiert Brigitte Schmied. Denn 25 bis 30 Prozent der Infizierten würden erst sehr spät, mit weit fortgeschrittener HIV-Infektion erfasst, was zur Todesursache durch AIDS in 32 Prozent der Todesfälle durch den HIV-Virus führt. Dank Früherkennung und antiretroviraler Kombinationstherapie sei die Mortalität in den letzten Jahren um 90 Prozent gesunken und die Infektiosität der HIV-positiven Menschen entspreche dem Risiko "des täglichen Lebens". Doch nach wie vor sei für viele Menschen die Angst vor Diskriminierung und Stigmatisierung der Grund, sich nicht auf HIV testen zu lassen. (tin, derStandard.at, 26. Mai 2010)