Eso-Chef Tim de Zeeuw warb in Wien für das ELT.

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"Das neue Teleskop wird groß genug sein, um auch kleinere, möglicherweise erdähnliche Planeten beobachten zu können, die bisher nur indirekt nachweisbar sind", schwärmte Tim de Zeeuw, der Generaldirektor der Europäischen Südsternwarte Eso, bei seinem Besuch in Wien Ende vergangener Woche. Die Innsbrucker Astrophysikerin Sabine Schindler ist darüber hinaus überzeugt, dass das European Extremely Large Telescope (E-ELT) "komplett neue Erkenntnisse" bringen werde sowie "die Entdeckung von Objekten und Vorgängen, die man sich heute noch gar nicht vorstellen kann".

Noch ist das weltgrößte Teleskop, das 2018 in Betrieb gehen soll, erst im Planungsstadium, Anfang Mai fiel die Entscheidung, es in der Atacama-Wüste in Chile zu bauen, wo die Eso schon drei Observatorien, darunter das Very Large Telescope (VLT) betreibt. Mit einem Durchmesser von 42 Metern, zusammengesetzt aus mehr als 900 Spiegeln, wird das ELT 25-mal so groß als sein Vorgänger sein.

Die Finanzierung des eine Milliarde Euro teuren Geräts ist noch alles andere als sternenklar: Ein Drittel soll aus den laufenden Beiträgen der 14 Mitgliedsstaaten kommen, ein weiteres mit zusätzliche Zahlungen der beteiligten Länder abgedeckt werden. Den Rest hofft die Eso durch den Beitritt neuer Mitglieder, auch nicht-europäischer, aufzubringen. Ein Finanzierungsplan soll jedenfalls noch in diesem Jahr geschmiedet werden, sagte de Zeeuw.

Aufgrund der Einsparungen in ihrem Ressort könne sie derzeit "keine fixe Zusage" für eine Beteiligung am ELT geben, sagte Wissenschaftsministerin Beatrix Karl. Österreich müsste zusätzlich zu den jährlichen Mitgliedsbeiträgen von rund drei Millionen Euro 6,2 Millionen Euro beisteuern. Ihr sei aber bewusst, wie wichtig der Eso-Beitritt Österreichs vor zwei Jahren für die heimische Forschung gewesen sei, betonte Karl.

Bei der Einwerbung von Beobachtungszeit an Eso-Teleskopen haben sich österreichische Astronomen und Astrophysiker bisher gut gemacht, bestätigte de Zeeuw. Von 1000 Anträgen im Halbjahr würde etwa ein Viertel genehmigt, rund ein Dutzend davon mit österreichischer Beteiligung oder Leitung. Sabine Schindler freut sich insbEsondere darüber, dass mit Stephanie Unterguggenberger eine ihrer Dissertantinnen eines von sechs Eso-Fellowships erhalten hat. Die Astronomin widmet sich den Kollisionen von Galaxien. Dazu berechnet sie, in welche Richtung sich Sterne bewegen und wo durch die Komprimierung von Gas neue Sterne entstehen.

Mit Daten aus den Eso-Teleskopen gehen heimische Forscher außerdem den Fragen nach, warum sich das Aussehen von Galaxien in den letzten fünf Milliarden Jahren so stark verändert hat, wie das Wachstum supermassiver Löcher mit dem Wachstum der sie umgebenden Galaxien zusammenhängt und warum massereiche Galaxien im heutigen Universum so wenig neue Sterne bilden. Mit dem ELT möchte man dann noch tiefer in die Weiten des Weltraums blicken. (kri/DER STANDARD, Printausgabe, 26.05.2010)